Apprenticeships around the World

All good things come to an end – even in Iceland

Vier Wochen sind nun vergangen, seitdem ich in Island angekommen bin und heute Nacht geht es auf zum Flughafen und damit zurück nach Deutschland. In dieser allzu kurzen Zeit habe ich dennoch viel an Erfahrung sammeln können – sowohl kulturell, als auch fachlich. Aber alles der Reihe nach.

Die dritte Woche durfte ich einen jungen Kollegen begleiten, der erst vor kurzem anfing in der Firma zu arbeiten. Wir wurden von einem dritten Mitarbeiter in ein Objekt eingewiesen und führten dort eine manuelle Abtauung eines Tiefkühlers durch. Die Ursache für diese Vereisung war auch nicht zu übersehen, die Kühltheke war einfach überladen, so dass es zu einem Luftstau kam und der Verdampfer einfach immer weiter abkühlte.

Kurz den Betreiber auf die Problematik hingewiesen und es ging zurück in die Werkstatt. Dort warteten (für meine Verhältnisse) große Kältemitteltanks auf uns, die umgerüstet werden sollten um ein Ammoniaksystem eines Schiffes leeren zu können. Hierzu wurden die Tanks geleert und anschließend die kupferhaltigen Messingventile gegen solche aus Edelstahl getauscht, da Ammoniak erstere schnell korrodieren lässt. Aus den anfangs drei Fässern, die sich schon in der Werkstatt befanden, gesellten sich bald noch acht weitere und somit wurde daraus eine mehrtägige Aktion. Zuerst wurde überprüft, ob sich noch Kältemittel in den Tanks befand und falls ja, ob vielleicht auch noch Öl-Reste vorhanden waren, die gesondert entsorgt werden mussten. War das erledigt, wurde das Kältemittel einfach so abgelassen – was in Deutschland und der EU soweit ich weiß als Straftat geahndet wird, nur ist Island eben kein Mitglied der EU. Folgend wurden die Ventile ersetzt.

Leer wogen diese Tanks um die 500-700kg und konnten bis zu 500l Ammoniak aufnehmen
Die alten Messingventile…
…und die neuen Edelstahlventile

Zuletzt wurde, um sicher zu stellen, dass die neuen Ventile auch dicht sind, eine Druckprobe mit 7 bar Überdruck durchgeführt und eventuelle Leckagen mit Lecksuchspray (eine Art Seifenspray, das Blasen wirft, sobald unter der Oberfläche Gase austreten) gesucht. War dieser Test bestanden wurde die Luft abgelassen und eine Vakuumpumpe angeschlossen um das Innere der Behälter von sämtlichen Gasen zu befreien. Die Pumpen wurden zum Teil über Nacht laufen gelassen und am nächsten Morgen, ehe sie erneut zum Einsatz kamen wurde ein Ölwechsel durchgeführt, damit die volle Leistung gewährleistet werden konnte.

Die Druckprobe

Zuletzt wurden die Tanks mit einer Spraydose gekennzeichnet, damit klar war, womit sie gefüllt sein würden und anschließend auf einen LKW verladen um sie in den Hafen zu bringen.

R717 ist die Kältemittelbezeichnung für Ammoniak
Selbst der Gabelstapler musste mit

Nach 2 Tagen war alles erledigt. Am Mittwoch wurden zuerst Türanschläge mehrerer Tiefkühlräume getauscht und direkt danach der 6-monatige Service an der Kälteanlage einer Supermarktkette durchgeführt. Hier hat beim Überprüfen des Hochdruckwächters das Abblasventil am Sammler ausgelöst, bevor dies der Wächter tat. Der Verdacht lag nahe, dass dieser verstellt war, da die Abdeckung fehlte, dies war allerdings nicht der Fall und das Gerät musste getauscht werden. Außerdem waren die Leitungen einer anderen Anlage zu den Schaltern sehr abgenutzt und wurden getauscht und dabei so verlegt, dass sie sich nicht wieder aufreiben können.

Der neue Druckschalter
Die neuen Leitungen (schwarz)

Damit war die Arbeitswoche auch schon zu Ende, da in Island der Gründonnerstag ebenfalls zu den Osterfeiertagen zählt. Damit erwarteten mich 5 freie Tage, in denen ich den Süd-Westen Islands erkunden konnte. Hierzu möchte ich einfach ein paar Bilder sprechen lassen, da sich dieses absurd Schöne schlecht in Worte fassen lässt.

Schnell waren die freien Tage verflogen und die letzten 4 Tage Arbeit riefen.
Wegen des Ausfalls eines Getränkekühlers in einem Supermarkt war schnell klar, dass etwas mit dem Verdichter nicht stimmte. Er lief nicht an. Anhand der Stromaufnahme konnte schnell ermittelt werden, dass der Motor blockiert. Dank der großen Lagerfläche der Firma war schnell Ersatz gefunden und zwar sogar ein baugleicher gebrauchter Verdichter. Dieser wurde abgeholt und die Zylinderköpfe abgenommen um den Zustand der Zylinderplatten des Austauschkompressors zu überprüfen. Anschließend wurden die Verdichter ausgetauscht und ein Ölwechsel am „neuen“ Verdichter vorgenommen. Danach wurde er angeschlossen und Vakuum gezogen, um die Fremdgase (Luft) aus dem inneren des Motors und des Verdichters zu bekommen. Nach einem kurzen Probelauf war sofort klar, dass auch Kältemittel im System fehlte und beim Inspezieren des alten Geräts wurde schnell klar, wie es dazu kommen konnte. Der Verdichter hatte nämlich keinen Tropfen Öl mehr, demnach musste es eine größere Undichte im System gegeben haben. Diese wurde am Tag darauf gesucht und schnell gefunden, da sich schon wieder etwas Öl am Boden gesammelt hatte. Die Stopfbuchse des Absperrventils auf der Saugseite war lose. Es wurde nochmals ein Ölwechsel durchgeführt und mit dem Feinlecksuchgerät nach weiteren Undichten gesucht. Erfolglos, also waren wir erfolgreich. Zu guter Letzt haben wir noch die beschädigten Vibrationsdämpfer getauscht.

Zum Glück war genügen Platz im Keller

Das neue Öl war nach einem Tag schon nicht mehr klar
Der alte Vibrationsdämpfer hatte den Geist aufgegeben

Zuletzt wurde an diesem Tag noch der 6-monatige Service für einen Supermarkt durchgeführt. Dies hieß abermal: Die Anlage vermessen und das Prüfprotokoll ausfüllen und dabei weiter zu versuchen nichts zu verwechseln, weil man die Wörter nicht wirklich kennt.

Das Prüfprotokoll auf Isländisch
Zu zweit geht das Vermessen der Anlagen gleich doppelt so schnell

Am Donnerstag war dann ein reiner Servicetag für zwei Fischereien, zwei Supermärkte, sowie den Kühlraum am Flughafen Reykjavík – ein kleiner Flughafen am Rand der Stadt an dem Inlandsflüge angeboten werden.

Am Freitag wurde es dann noch einmal spannend. Arbeiten an einem Transkritischen CO2-Anlage bei einem Großhändler. Insgesamt 21 Verdichter arbeiteten hier sowohl für die Kühl- und Tiefkühltheken als auch für die Raumkühlung im Laden. Mein Kollege erklärte mir den Aufbau und die Funktion der Anlage ausführlich, während wir Kältemittel (also CO2) nachfüllten, was letztendlich den ganzen Tag dauerte. Aber umso mehr Zeit war um sich mit der Anlage zu befassen.
Zurück in der Firma verabschiedete ich mich von meinen Kollegen und realisierte dabei, dass die 4 Wochen jetzt wirklich vorbei sind. Es war eine wundervolle Erfahrung, extrem nette Arbeitskollegen, eine unglaublich schöne Natur, interessante Kultur und nicht zuletzt ungemein lehrreich!

Island, ich werde definitiv zurückkommen!

Drinnen kälter als draußen in und um Reykjavik

Die zweite Arbeitswoche in Island fing genau dort an, wo die erste endete – an den großen Anlagen im Hühnerschlachthof. Nach 30 Zylindern hatte sich bei mir endlich eine Routine eingeschlichen und die Arbeit ging leichter von der Hand. Allerdings waren damit auch alle Verdichter abgearbeitet. Nach 5 Tagen mit den selben Aufgaben (und am selben Ort) war das aber auch okay.

Die Abwechslung ließ nicht lange auf sich warten. Die Aufgabe klang zwar vertraut – Kältemittel auffüllen – war aber nicht das eigentlich Interessante. Es ging zu einem Kühllager.


Etwa 10 Meter Deckenhöhe und -20°C Raumtemperatur

Und dort mussten wir hoch – samt Werkzeug und Kältemittel

 

 

 

 

Das einzige Hilfsmittel: Ein Seil

 

Oben angekommen bot sich ein bekanntes Bild, drei halbhermetische Hubkolbenverdichter, wie letzte Woche schon im Supermarkt. Vertrautes Terrain also. Während das Kältemittel in die Anlage gesogen wurde kümmerten wir uns noch um ein Automatiktor an der Kühlhalle, das nicht mehr zuverlässig öffnete und sich öfter in der Führungsschiene verhakte. Nachdem wir die Zugbänder nachjustiert hatten, war dieses Problem aus der Welt. Die mittlerweile geleerten Kältemittelflaschen wurden wieder abgelassen und ins Auto verladen. Dabei wies mich mein Kollege auf die Außeneinheit hin, an der am Folgetag nach einer Undichte gesucht werden sollte. Diese befand sich an der Hallenwand, ebenfalls in 10 Metern Höhe ohne irgendeine Zugangsmöglichkeit, daher wurde dafür eine Hebebühne bestellt.
Anschließend ging es weiter zu einem Supermarkt, in welchem die Salatbar regelmäßig vereiste. Nachdem wir die Fühler und Lüfter als Verursacher ausschließen und auch in der Programmierung keine Fehler finden konnten, bemerkten wir, dass die Luftgitter einfach durch Lebensmittelreste verklebt waren und dadurch der einwandfrei funktionierende Fühler nicht mit der kalten Luft versorgt werden konnte, die veranlasst hätte, die Anlage auszuschalten. Nachdem dieses gereinigt war, wiesen wir die Mitarbeiter darauf hin, in Zukunft auf den Zustand des Lüftungsgitters zu achten.
Außerdem gab es im Kassenbereich noch einen Getränkekühler, der nicht mehr funktionierte. Direkt beim Anschließen des Manometers fiel auf, dass hier definitiv Kältemittel fehlte, da die Drücke viel zu gering waren.
Also lautete die Aufgabe einmal mehr: Kältemittel aus dem Auto holen und auffüllen. Da aber noch ein Rest an Kältemittel in der Anlage war und es sich hierbei um eine Kapillarrohr-Anlage handelte erklärte mir mein Vorgesetzter, wie ich ohne das Kältemittel abzuwiegen die Anlage korrekt befüllen kann. Dazu musste ich mir nur Gedanken über die Umgebungs- und die gewünschte Trinktemperatur der Cola im Kühler machen. Beim Abklemmen des Manometers fiel mir direkt auf, weshalb die Anlage nicht mehr funktioniert hatte. Ein Schraderventil war locker. Dieses wieder angezogen, wird die Anlage jetzt hoffentlich wieder sehr lange problemlos laufen können.

Am nächsten Tag ging es mit einem Kollegen los, der gerade von der Arbeit auf den Färöer Inseln zurückgekehrt war. Erste Station war eine Schulkantine, in der der Tiefkühlschrank nicht mehr richtig funktionierte. Grund dafür war, dass er überfüllt war und somit die kalte Luft nicht mehr in das Innere des Kühlschranks gelangen konnte, da die Lebensmittel bis an das Lüftergitter gestapelt waren. Wir enteisten den Verdampfer und machten uns auf zu einer Eisdiele, bei der wir ausnahmsweise keine Aufgabe hatten, die mit Kälte zu tun hatte. Ein Schlauch der Spülmaschine war defekt und wurde kurzum getauscht.
Folgend kam noch die Meldung, dass im Kühllager eines Supermarkts der Boden vereist war. Die unheilvolle Nachricht ließ uns das Schlimmste vermuten: Ein komplett vereister Verdampfer und/oder ein verstopfter Siphon an der Kondensatwanne.

 In der Tat bewahrheitete sich dieser Verdacht auch.

 

 

 

 

 

Mit Hammer und Meißel ging es dem Eis an den Kragen

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach knapp 2 Stunden schweißtreibender Arbeit im Tiefkühlraum hatten wir den Verdampfer vom Eis befreit und eine neue Siphon-Heizung eingebaut. Nun war aber wirklich Zeit fürs Wochenende.

Als ich meinem Chef ein schönes Wochenende wünschen wollte, fragte er mich, ob ich denn einen Firmenwagen haben möchte. Auf die Frage wofür antwortete er, dass ich doch etwas vom Land sehen solle und das Auto gern auch Privat nutzen dürfe. Das habe ich mir natürlich nicht zweimal sagen lassen und bin in der selben Nacht noch an den Fuß eines Vulkans vor Hafnarfjörður gefahren, da die Chancen für Nordlichter recht gut standen. Was soll ich sagen, es hat sich gelohnt!

Die erste von vier Wochen in Island

Nach langer Vorfreude war es vergangenen Sonntag endlich so weit. Gegen 14 Uhr Ortszeit (also eine Stunde früher als in Deutschland) setzte die Maschine zum Landeanflug an und nach den 4 Stunden Blindflug von Wolke zu Wolke klarte es das erste mal auf und es bot sich ein atemberaubender Blick auf die Landschaft direkt vor Keflavik – dem größten Flughafen Islands.

Jetzt mag man sich gerade bei diesem Anblick fragen, wozu brauchen die Isländer Mechatroniker für Kältetechnik? Dazu aber später mehr.

Víðar, ein Mitarbeiter des Bildungszentrums IÐAN hat mich netterweise am Hotel Viking (Fjörukráin) abgeholt und zu meinem Hostel in Hafnarfjörður gebracht. Die Stadt liegt direkt südlich von Reykjavík. Am nächsten Morgen hat mir Víðar dann die wichtigsten Orte in der Stadt gezeigt, unter anderem relevante Bushaltestellen, das Stadtzentrum und zwei seiner liebsten Bäder.
Anschließend ging es weiter nach Reykjavík. Dort gab es quasi Sightseeing im Schnelldurchlauf, sowie einen Zwischenstopp mit Kaffee und einem Snack bei IÐAN. Als letzter Punkt auf der Tagesordnung brachte Víðar mich zu meiner Arbeitsstelle, der Firma Frost im Gewerbegebiet, direkt um die Ecke meines Hostels.

Ungewöhnlich aber sofort als gut befunden habe ich die Tatsache, dass nicht nur im Hostel sondern auch auf der Arbeit die Schuhe direkt nach der Eingangstür ausgezogen werden und im Büro, dem Aufenthaltsraum und der Küche nur Haus- oder eben gar keine Schuhe getragen werden.

Wie der Zufall es will gibt es unter meinen Kollegen einen Schweizer, der letztes Jahr angefangen hat für die Firma auf Island zu arbeiten. Ihn durfte ich auch direkt die ersten 2 Tage begleiten. Wir haben in verschiedenen Supermarkt-ketten Kühltheken enteist und bei zwei Anlagen Kältemittel aufgefüllt, damit diese wieder zuverlässig arbeiten können.


Abgesehen von der Größe (Werkzeug vorn als Größenvergleich) war das nichts neues für mich

Kurz darauf ging es aber ans Eingemachte. Ein anderer Kollege meinte am nächsten Tag, dass ich ihn jetzt die restliche Woche unterstützen soll, es ginge auf einen Schlachthof. 10.000 Hühnchen soll es da jeden Tag an den Kragen gehen.


Während des Betriebs wollte ich nicht unbedingt ein Foto machen

Damit das Fleisch auch direkt gekühlt und/oder gefroren werden kann stehen im Maschinenraum sechs große Verdichter.

Unsere Aufgabe? Eine 10.000h-Wartung. Nach 10.000 Betriebsstunden muss ein Ölwechsel gemacht werden und so ziemlich sämtliche Dichtungen getauscht werden. Gerade beim öffnen der Anlage sagt mir mein Kollege: „Don’t breath!“
Was er meinte, war ich sollte nicht tief einatmen, da sich gerade in diesem Augenblick die Reste des Ammoniaks (das Kältemittel dieser Anlage – R717) verflüchtigten und ein beißender Geruch wahrnehmbar war.

Ein Zylinder war beschädigt und musste wieder plan geschliffen werden, damit es nicht zu Folgeschäden an der Anlage kommt.

Alles gereinigt, von Ablagerungen befreit, neu geölt und mit neuen Dichtungen versehen wurde Verdichter Nummer eins wieder zusammengesetzt.

Anschließend wurde er noch entlüftet. Das soll heißen, er wurde einmal mit Ammoniak gefüllt und dieses dann abgelassen um die Fremdgase (Luft) loszuwerden. Folgend mussten wir warten, bis das Öl Betriebstemperatur erreicht hatte, was zu unser beider Freude hieß: Kaffee trinken!

Bei der Gelegenheit wollte ich mehr über die Anlage erfahren, an der wir arbeiteten. Gespräche waren dank Gehörschutz nämlich bisher Mangelware. Als ich über die drei Tonnen Ammoniak im Kreislauf nicht schlecht gestaunt hatte, wurde ich belächelt und hinzugefügt, dass es sich hier um eine kleine Anlage handele. Mir wurden noch ein paar Bilder von neuen Anlagen in Norwegen gezeigt, bei denen es bis nahe an die 100 Tonnen Ammoniak reichte.
Nach der Inbetriebnahme des Verdichters warteten wir noch, bis die Sauggastemperatur von -40°C erreicht wurde. Und genau diese -40°C  sind der Grund, wieso man sogar in Island Kältetechniker braucht!

So ging eine spannende Arbeitswoche für mich zu Ende und ich hatte endlich die Zeit mir die Gegend rund um Hafnarfjörður anzuschauen, Bouldern zu gehen und natürlich die Seele in einem Bad baumeln zu lassen.

In diesem Sinne:

Liebe Grüße

Felix