Im Moment habe ich hier in Vicenza einen Weg, den ich sehr gerne in die Stadt, oder zurück nach Hause gehe. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber es lohnt sich für den kleinen Moment, die zehn Meter Weg sehr.
Es ist eine Straße relativ am Rand der Innenstadt, die auch nicht wirklich spektakulär ist, im Vergleich zur der Architektur im Rest der Stadt. Die Häuser sind schlicht und an manchen Stellen ein wenig heruntergekommen. Im Grunde genommen sieht man die Wohnungen auch gar nicht, da sie meistens hinter hohen Mauern versteckt sind. So wie auch der Grund, weswegen ich dort sehr gerne langgehe: plötzlich läuft man durch einen atemberaubenden Blumenduft. Es riecht wie in einem Blumenladen und noch viel viel besser, da alles an der frischen Luft ist.
Ich weiß leider nicht, was hinter dieser Mauer steckt, ob ein kleines Gewächshaus, oder einfach nur eine Blumenliebende Familie. Aber es lohnt sich wirklich sehr einmal im Frühjahr durch die Contrà Mure Pallamaio zu laufen und an der Ecke zur Viale Eretenio stehen zu bleiben und diesen wunderbaren Duft zu genießen.
Gestern habe ich endlich meinen Praktikumsbetrieb kennengelernt, in dem ich die kommenden drei Wochen arbeiten werde. Zusammen mit Federica, meiner Betreuerin hier in Vicenza, bin ich nach Venedig gefahren und habe mich dort vorgestellt.
Es ist ein Traum von Laden, so wie ich es in der Stunde, die ich dort war, wahrgenommen habe. Das Atelier von Stefano Nicolao liegt nahe des Canale Grande und nur zehn Fußminuten vom Bahnhof Venezia S. Lucia entfernt und ist eine wahre Augenweide. Die Werkstatt produziert in 100% Handarbeit historische Kostüme für Theater- und Filmproduktionen. Die Schaufenster sind gefüllt mit atemberaubenden barocken Kostümen. Teilweise findet man auch Originale aus dem 17. Jahrhundert aus Frankreich in dem riesengroßen Fundus.
Das Vorstellungsgespräch verlief recht kurz. Ich sollte mich mit ein paar kurzen Italienischen Sätzen vorstellen:
Io mi chiamo Clara, ho venti anni e vengo dalla Germania. Io vivo a Kassel.
Attualmente sto facendo un aprendistato com sarta. La mia azienda è la sartoria del teatro di Kassel.
Der Rest des Gespräches verlief auf Italienisch und Federica übersetze das eine oder andere Mal, aber ich war selber überrascht, dass ich doch schon etwas verstehe, und wie gut man sich den Sinn erschließen kann, selbst wenn nur einige bekannt Worte fallen.
Aber mehr dazu in den kommenden Wochen 😉
Heute bin ich nochmal nach Venezia gefahren. Diesmal zusammen mit Lisa und Anchisa um eine kleine Sightseeingtour durch die Stadt zu machen. Und was soll ich sagen? Es ist schwer diese Stadt zu beschreiben, denn es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn man durch die verwinkelten Straßen und Gassen Venezias läuft, die immer wieder von Brücken und unglaublichen Anblicken unterbrochen werden. Diese Stadt ist wirklich einfach ein Meisterwerk und auf jeden Fall nicht nur einen Ausflug wert.
Ohne Karte ist es besonders schön, denn man findet zu den wichtigsten Orten sowieso ohne einen Stadtplan. Und so zogen wir los, streiften heute durch zauberhafte kleine Läden. Je weiter man vom Zentrum der Stadt entfernt ist, desto weniger touristisch sind die Läden geprägt. So fanden wir einen Laden, in dem wir den Besitzer allein mit der Tatsache glücklich machen konnten, dass wir begeistert von seinem Laden waren und ihm zuhörten, wie er erzählte, dass sein Vater immer noch jede einzelne der Masken selber entwirft und macht.
Es ist ein recht kleiner Laden, der randvoll gefüllt mit klassischen Venezianischen Masken ist. In allen erdenklichen Formen, Farben und Größen. Verschiedenste Materialien werden als Aufbauten auf den Rohling verwendet. Stoffe, Leder (!), Papier, Borten, Blattgold… man findet vieles verschiedenes. Der Maskenrohling ist stets aus Pappmaschee, da es das Originalmaterial ist (und angenehmer für die Haut). Zudem hat jedes Original ein Siegel auf der Innenseite der Maske.
(Ein kleiner Tipp am Rande: die schönsten Masken sind die, die aus Pappmaschee sind. Auf ihnen leuchten die Farben viel mehr, sie sind nicht touristisch und immer in Handarbeit auf der Insel gefertigt! Natürlich kosten sie mehr, aber nicht viel. Es lohnt sich sehr bei dem Kauf ein wenig darauf zu achten). Der Herr, der uns von seinem Vater erzählte war der einzige verkäufer, der uns freundlich verabschiedet hat, als wir ohne etwas zu kaufen den Laden verließen. (Preislich lag es dann leider doch über unseren Möglichkeiten, aber dieses kleine Paradies konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen!)
Venezia ist ein Überraschungsei, das muss man einfach so sagen. Wir sind später einfach auch den Schildern gefolgt, weil wir zur Piazza San Marco wollten. Und man folgt den Schildern und biegt rechts in eine kleine Gasse ein, dann links in eine noch kleinere, kämpft gegen entgegenkommende Touristenströme an, überquert ein Brückchen nach dem andern und zwischendurch verliert man irgendwo dazwischen die Orientierung. Bis dann plötzlich etwa sehr helles weißes zwischen den Häusern durchblitzt und man am Rand der Piazza steht. Und es ist ein wahrlich begeisternder Anblick. Für einen Moment kann man gar nicht glauben, dass man noch in Europa ist. An diesem Platz begreift man wie Weltoffen Venezia gewesen sein muss und man erkennt und welchem weltlichen Einfluss es, durch seinen Handel, gestanden hat. Auf diesem Platz findet man mehr orientalische Architektur als europäische und es haut einen einfach nur um.
Um diese Atmosphäre wirklich so richtig ausgiebig genießen zu können, sollte man sich vorstellen, dass man ganz alleine auf dem Platz steht (was höchstens mal nachts der Fall sein könnte), tief einatmet und das Wasser riecht. Sich einfach mal jede kleine Verzierung anschaut, denn soetwas gibt es kein zweites mal!
Bevor man sich auf den Rückweg macht, sollte man sich aber noch ein Eis gönnen und da man ja schon mal an der Piazza San Marco ist, sollte man auf jeden Fall zu Todaro gehen. (zwei eiskugeln sind dort erstens vergleichsweise billig und zweitens ist das Eis dort sehr sehr lecker.) Es lohnt sich ebenfalls sehr an der Promenade entlang zu laufen. Richtung Westen (also zurück Richtung Bahnhof) für sie in den Ku’damm Venezias und gen Osten in das Viertel Castello, dass wir leider nicht mehr erkunden konnten.
Durch unser Kartenlosen losziehen, haben wir es tatsächlich geschafft einmal im Kreis um das Zentrum Venedigs herumzulaufen, und sogar die Rialtobrücke rechts liegen zu lassen. Aber wir haben uns jetzt schon dafür entschieden und zwei Wochen wieder zurückzukommen und dann das Zentrum in Angriff zu nehmen. Endstation: Rialtobrücke!
A Presto Eure Clara