Begreifen, was Theater ist. Was macht Theater eigentlich zu einer Kunst? Darum geht es in meinem Kurs „Introduction to theatre“.
Mein Lehrer hat uns diese Frage in einer der ersten Stunden gestellt und uns mit einem Beispiel auf die Sprünge geholfen. Er war vor kurzem im Theater und hat sich das wunderbare Stück „Volksfeind“ nach Henrik Ibsen angesehen. Es geht um einen Ort, der von ihrem bekannten Heilbad profitiert. Im Zentrum der Handlung stehen aber zwei Brüder. Der eine ist der Arzt des Ortes, der bei Untersuchungen feststellt, dass das Wasser des Heilbads verseucht ist, da es an einer Fabrik vorbeigeleitet wird. Dieser möchte einen Artikel darüber veröffentlichen, was der andere Bruder, der Bürgermeister des Orts zu verhindern versucht, weil er den finanziellen Wohlstand der Stadt erhalten möchte. Am Ende wird der Doktor bloß- und als ein Feind des Volkes dargestellt.
In der Inszenierung, die uns beschrieben wurde, diente das Rathaus als Bühne. Das Publikum wurde während des Einlasses im Heilbad willkommen geheißen und nach einer gewissen Zeit, dann zu einem anderen Teil des Stückes in das Rathaus hineingebeten.
Diese Inszenierung ist ein simples Beispiel um die Zutaten zu beschreiben, die ein Theaterstück braucht. Charlie Mitchell fasst das in dem ersten Kapitel seines Buches „Theatrical worlds“ in einem Satz wunderbar zusammen: „However, nothing more is required than an actor, an audience, a space, and the intent to create a fictional world.“
Meine Lieblingszeilen aus dem Text „Feminist Theatre“ von Helene Keyssar
„Man braucht nicht mehr, als einen Schauspieler, ein Publikum, einen Raum und die Absicht eine fiktive Welt zu erschaffen.“ Dabei gehen die Schauspieler und das Publikum eine Art Abkommen ein, der Fantasie freien Lauf zu lassen. Ein einfacher Stuhl in einem Theaterstück ist nur so lange ein Stuhl bis man ihn zum Thron deklariert, jedem ist ab diesem Moment klar, dass es sich um einen Thron handelt. Der Zuschauer denkt mit und bildet sich eine Welt ein.
Eigentlich ein ganz simples Prinzip. Jeder kann es umsetzten. Und trotzdem sind in den Theater-, Opern- und Balletthäusern dieser Welt viele Menschen beteiligt. Der Intendant, der Regisseur, der Kostümbildner, die Werkstätten, Abendpersonal, Schauspieler und Sänger. die Liste der Menschen, die für eine Produktion benötigt werden ist lang.
Trotzdem bedeutet Theater mehr, als eine Hierarchie an dessen spitze ein kreativer Diktator steh. Ich denke, dass ist ein Bild, dass viele Menschen vom Theater habe. Denn man sieht das Produkt auf der Bühne, man liest die Namen der Akteure, den des Regisseurs und die Namen der Theaterleitung. Klein gedruckt findet man, in der Regel am Ende des Programmheftes, auch die Namen der Werkstatt Leitungen.
Der Slogan meiner Universität, passt aber auch zum Theater.
Theater ist ein Ereignis, bei dem verschiedene Leute (manchmal ohne es zu bemerken) vor und hinter der Bühne in Kontakt treten. Verschiedene Abteilungen arbeiten gemeinsam daraufhin ein Produkt auf die Bühne zu bringen. Das Publikum schaut es sich an, lacht, weint ärgert sich zusammen.
Es gab Feminismus im Theater. Das lerne ich gerade in meinem Fach „Women & Sexuality in Theatre“. Ein Ziel dieser Bewegung, die in den 1960er und 70er Jahren besonders stark war, war es mehr Stücke von weiblichen Autoren auf die Bühne zu bringen. Ein anderes, die Hierarchie, die im Theater herrschte, aufzulösen und klarzustellen, dass nur ein gutes Produkt herauskommt, wenn alle gleichermaßen daran arbeiten und respektvoll miteinander umgehen. Diese Bewegung wurde nicht nur von Frauen angetrieben. Konstantin Stanislawski, russischer Schauspieler, Regisseur und Theaterreformer, war es wichtig, dass alle an einer Produktion beteiligten Menschen dem gleichen kreativen Ziel dienen und ihre Kreationen auf einen gemeinsamen Nenner bringen.
Aber was macht Theater zu einer Kunst? Es ist der Moment in dem es geschieht. Die Einzigartigkeit jeder einzelnen Vorstellung, keine ist exakt wie die andere. Es ist wie ein Gemälde, dass neu gemalt wird. Die Pinselstriche geben Formen und Farben vor, aber werden nie ganz identisch sein.
See you soon,
eure Clara