Ankommen
Donnerstag, Tag 6
So ganz kann ich es immer noch nicht glauben, aber ich sitze schon lange nicht mehr zum ersten Mal an dem Küchentisch einer kleinen Wohnung am östlichen Stadtrand von Turku, sondern wohne nun schon fast sechs Tage hier.
Turku liegt an der Südwestküste Finnlands und ist damit ganz schön weit weg von Kassel. Also warum bin ich hier? Ich werde die nächsten Wochen in Raisio, einem Vorort von Turku, ein Praktikum in dem Betrieb „Paattimaakarit“ absolvieren. Wer bin ich? Ich bin Marie, 20 Jahre alt und jetzt am Ende meines zweiten Lehrjahres der Ausbildung zur Tischlerin.
Letzten Samstag ging es für mich also nach langer Zeit der Unsicherheit, ob dieses Praktikum aufgrund der aktuellen Weltlage überhaupt stattfinden kann, nach Frankfurt zum Flughafen und von dort in ungefähr zwei Stunden nach Helsinki. Dort bin ich in den Zug umgestiegen und hatte genug Zeit, um einen ersten Eindruck von dem Land zu bekommen. Und der war vor allem grün! Manchmal aber auch rot, mit Dach und weißen Fenstern.
Am frühen Abend bin ich dann in Turku am Bahnhof angekommen und wurde von Vesa, der hier in Finnland alles für das Praktikum organisiert hat, abgeholt und zur Unterkunft gebracht. Dort hat er mir alles Notwendige gezeigt, erklärt und wir haben uns für Montagmorgen um 9 Uhr verabredet, um gemeinsam in den Betrieb zu fahren. Ich hatte so also genug Zeit, um in Ruhe anzukommen und mir meine Umgebung etwas genauer anzuschauen.
Das Stadtzentrum von Turku hat mich am Sonntag mit blauem Himmel und Sonnenschein begrüßt. Zu Fuß bin ich einfach losgelaufen, entlang des Flusses zum Hafen und der Burg von Turku, dann einmal quer durch die Innenstadt. Es war Triathlon in Turku und so viel los auf den Straßen und vor den Lokalen, was wirklich schön war. Und was ich noch beobachten konnte: auch hier, direkt in der Stadt, ist es super grün!
Montagmorgen ging es dann also mit Vesa nach Raisio. Die Begrüßung im Betrieb ist super kurz ausgefallen und große Erklärungen zu Arbeitsbereichen oder -abläufen gab es keine, dafür bin ich aber direkt einem Kollegen zugeteilt wurden und durfte ihn sofort bei seiner Arbeit unterstützen. Ich darf an der Herstellung von Tischplatten mitarbeiten und da es sich hierbei nicht nur um zwei oder drei handelt, sind wir damit auch die letzten Tage beschäftigt gewesen. Leider habe ich dadurch und durch die individuellen Pausenzeiten noch keinen näheren Kontakt zu anderen Kollegen gehabt, aber dafür habe ich hoffentlich noch die nächsten 5 Wochen genug Zeit. Es ist auf jeden Fall super interessant mitzuerleben, wie in der großen Halle des Betriebes alle an eigenen Teilprojekten arbeiten oder die Arbeitsschritte für den nächsten vorbereiten. Anders als ich es aus meinem Ausbildungsbetrieb gewohnt bin, ist es hier unmöglich alles mitzubekommen. Und der Geräuschpegel ist auch ein anderer…
Morgen früh klingelt also um 5 Uhr wieder der Wecker und ich werde zum Frühstücken hier am Küchentisch sitzen, damit ich pünktlich kurz vor 7 Uhr an der Arbeit bin und hoffentlich die letzten Tischplatten fertig werden.