Apprenticeships around the World

Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Zurück in Deutschland

Wunderschön, gastfreundlich, verregnet- so wird mir meine Zeit in Italien in Erinnerung bleiben, mit vielen tollen Menschen, die ich kennenlernen durfte und besonders die Kollegen und Chefs, die mich völlig überrascht haben.

Nachdem ich mich am vierten Wochenende von meiner Erkältung erholt hatte und Verona am Sonntag besuchte, begann die letzte Arbeitswoche in Padova. Diese habe ich sowohl bei den Orthopädieschuhmachern verbracht, als auch bei den Orthopädietechnikern.  Bei den Orthopädietechnikern konnte ich weitere Erfahrungen bei der Herstellung von Korsetts sammeln, denn nachdem mir in der vierten Woche gezeigt wurde, wie das Polyethylen verarbeitet und aufgeschnitten wird, konnte ich nun die nächsten Arbeitsschritte ausführen. Je nachdem welche Korrektur mit den Korsetts erreicht werden sollen, mussten diese unterschiedlich in Form geschnitten werden. Dies hieß für mich die Form aufzeichnen (mit Unterstützung des Mitarbeiters) und mit der Stichsäge ausschneiden, was durch die runde Form der Korsetts als Ungeübter eine echte Herausforderung war. Als nächstes habe ich dann die Kanten entgratet. Mit verschiedenen Aufsetzten der Schleifmaschine bin ich immer wieder über die Kanten bis diese glatt waren so, dass sich der Kunde bei der späteren Anprobe nicht verletzen kann. Im Klartext heißt dies, dass es Arbeit war, die viel Spaß gemacht hat und ich stehend und mit viel Armarbeit das Polyethylen auseinendergezogen habe, um an alle Kanten zu gelangen. Dementsprechend habe ich hinterher meine Arme gemerkt.

Bei den Orthopädieschuhmachern habe ich weiterhin den Bettungs- und Einlagenbau unterstützt und am Donnerstag, also meinem vorletzten Arbeitstag, kam es dann zur Prüfung , was ich in den letzten Wochen gelernt habe  😉  … Der Meister hat mir zur Aufgabe gegeben eine Bettung nach seinem Vorbild zu schleifen, sprich er hat eine Bettung eines Paares komplett fertig geschliffen und meine Aufgabe war es dies ihm nachzutun unter Berücksichtigung von Fußstellung, Abatzhöhe, den Höhen der Bettung und dem Scheitelpunkt der Rolle. Mit den Worten „quasi perfetto“ hat er mein Ergebnis bewertet.

Und schon war der letzte Arbeitstag in Padova angebrochen. An diesem letzten Vormittag habe ich noch einige Einlagen beschliffen und in der OT Polsterungen für Korsetts zugeschnitten als ich zum Gespräch gebeten wurde … und Überrschung… die Kollegen und Chefs haben für mich zum Abschied einen absolut tollen Umtrunk mit Snacks organisiert. Es gab Prosecco und Sandwiches, Kekse und Kuchen, eine wirklich liebe Ansprache des Chefs, viele Fotos, Geschenke und Gelächter. Der Abschied ist mir wirklich nicht leicht gefallen, da diese fünf Wochen grandios waren in einem tollen Land, in dem ich viel erlebt und gesehen habe und so bin ich am Samstag morgen mit einem lachenden und einem traurigen Auge in den Zug gen Heimat gestiegen.

Ciao

Lisa

 

Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Kurz vor dem Endspurt

Die letzte Woche hat angefangen und die Zeit ist nur so vorbei geflogen.

Das vierte Wochenende habe ich genutzt, um in Richtung Voralpen zu fahren, so zumindest mein Plan. Nachdem ich am falschen Gleis gewartet hatte,  mir der Zug vor der Nase weggefahren ist und es wenig später in Strömen angefangen hat zu regenen, habe ich kurzerhand meine Pläne gändert und bin nach Padova. Erstens, weil näher gelegen, darum flexibler zu erreichen. Zweitens, weil dieser Zug nur wenig später fuhr.

In Padova, der Stadt, in der ich auch arbeite, angekommen und mit Schirm bewaffnet bin ich auf gen Innenstadt. Hier fand ich dann einen Markt nach dem anderen , unzählige, kleine Geschäfte, die wirklich nur ein Produkt geführt haben (Beispiel Gürtelladen: hatte ich vorher noch nie in dieser Form gesehen). Ein Highlight war für mich die Besichtigung der Universität, an der schon Galilei gelehrt hat. Die prunkvollen Räume mit vielen Verzierungen waren toll anzusehen.

Nach vielen Schritten in verregneten Gassen, Kirchenbesichtigungen und durchnässt, bin ich dann wieder zurück und habe den Sonntag (noch verregneter) zum shoppen in Vicenza genutzt.

Die vierte Arbeitswoche verlief, dann kurz: Montag und Dienstag wieder Bettungsbau und Ausputz. Mittwoch habe ich dann bei Orthopädietechnikern beim Orthesenbau geholfen und konnte so über den Rand der Schuhtechnik blicken. Aufgabe war es für den Oberkörper Stützen (Korsetts) zu bauen. Hierzu habe ich nach passenden Formen von Oberkörpern (ähnlich wie ein Leisten beim Schuhbau), die möglichst passende Maße hatten, gesucht. Dann wurden die Maße final in die Form gearbeitet durch wegraspeln oder auftragen von Gips. Anschliessend wurde die trockene Form mit Stoff überzogen als Abstandhalter.

Nächster Arbeitsschritt war es nun das ganze mit Polyethylen, orthopädiegeeignetes Plastik, zu erwärmen, somit formbar zu machen und auf das Modell zu modellieren. Nach erkalten konnte ich dann das Ganze aufschneiden und von der Form lösen.

Die restliche Arbeitswoche verlief unspektakulär, da ich mit Erkältung im Bett lag. Jedoch konnte ich den letzten Tag in Italien an einem Wochenende richtig genießen.

Sonntag war zur Abwechslung ein richtig sonniger, schöner Tag. Diesen habe ich genutzt, um eine weitere Stadt in der Umgebung zu besuchen. Meine Wahl viel auf Verona. Auf gut Glück bin ich losgelaufen und an tollen Orten, wie der Arena vorbei gekommen. Die malerische Innenstadt war überflutet mit Menschen und den ersten Touristen. Highlight war für mich aber nicht die Innenstadt mit ihren zahlreichen Sehenswürdigkeiten, sondern über den Fluss hinweg das Teatro Romano. Es ist ein Theater unter freiem Himmel mit gewundenen Treppen, die weiter den Berg hinauf oberhalb des eigentlichen Theaters führen. Dem Besucher bietet sich von den zahlreichen Aussichtspunkten tolle Ausblicke über die Dächer von Verona und für mich war es ein wirklich tolles letztes Wochenende in Italien.

A presto!

Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Arbeitsalltag

Auch in der dritten Woche meines Praktikums war ich wieder im Einlagen- und Bettungsbau und habe dort neben einigen Vokabeln ( sughero= Kork, colla= Kleber, asciutto= trocken, okay= okay…) die firmeninterne Bauweise der Bettungen gelernt.

Angefangen von der Leistenherstellung über die Adaption der Leisten bis hin zum eigentlichen Bettungsbau. Leisten herstellen heißt, dass eine Gipsform mit Leistenschaum ausgegossen wird. Dieser besteht aus zwei Komponenten und härtet aus sobald diese miteinander vermischt werden. Der Gips wird anschließend abgeschlagen und der Leisten in seine Form geschliffen. Oder aber der Leisten ist bereits vorhanden, da der Kunde schonmal Schuhe bekommen hat und es müssen nur Kleinigkeiten geändert werden. Hierzu habe ich Kork auf betreffende Bereiche geklebt und diese übergangsfrei in Form geschliffen (Das vollstaendige Leistenschleifen ist Meisterarbeit.).

Ausserdem hatte ich diese Woche das erste Mal Gelegenheit beim Modellieren des Schaftes, also des Schuhoberteils zuzusehen. Hier wird auf Basis des dreidimensinoalen Leistens ein zweidimensinales Schnittmuster konstruiert. Je nach Fussdeformitaet und Schaftmodell ist dies mit unterschiedlich viel Aufwand verbunden.

Bei dem Anschauungsmodell hat es sich um ein einfacheres gehandelt, bestehend aus einem Ober- und Unterteil. Zuerst wurde die Mittellinie aufgezeichnet, da das Model nur fuer eine Seite gemacht wird und hinterher gespiegelt wird.  Der italienische Meister hat dazu die linke Leistenseite mit Klebefolie beklebt und die Umrisse so uebernommen. Indem er diese dann auf Papier glatt gestrichen hat, hatte er die erste Form. Nach mehrmaligem anlegen, wegschneiden und dazufuegen enstand so das obere Teil des Modells. Das untere hat er nach eigenen Erfahrungswerten freihand zugeschnitten und minimal im Zusammenspiel mit dem oberen Modelteil geaendert.

A presto!

 

PS: Die Schreibweise ist seltsam. Italienische Rechner kennen keine oe’s, ae’s und ue’s oder scharfe s. 😉

Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Sonne, Strand und See

Sonne, Strand und See

#Verkehrchaos # hupen…. kein Parkplatz

# dann laufen und laufen #noch ein Stück, noch ein Stück

#Den Ausblick genießen #Lago di Garda #Boote #Berge #blaues Wasser

#Pause am Strand # Wo sind die Kekse?

#Sirmione # Burg # geschlossen # Schlafmuetzen

# volle Gassen # ab zum Wasser

# Felsen im Wasser # Fotostop # Lass die Kamera nicht ins Wasser fallen

# Platsch # Glueck gehabt # Fuesse trocknen

# Wie kommen wir zur Ruine?# Wo sind die oeffentlichen Wege?

# Komm wir laufen weiter # Pause am Strand # Camera raus

# Wo sind die Kekse?

# Die Halbinsel ist gleich umrundet # Ein Weg!

# Wo sind wir jetzt gelandet?

# Noch mehr laufen # tolle Haeuser

# Die Ruine # geschlossen # zu spaet # schon wieder # dumm gelaufen

# belebte Gassen # Eispause? # Eis mit Schokowaffeln und Postkarten

# Muessen wir wirklich alles zurueck laufen? # Mist

# Mir tun die Fuesse weh

# DAS AUTO # geschafft

# super, toller Tag

 

# Und jetzt?

# Ab nach Monte Berico # Vicenza

# romantik pur # Sonnuntergang

 

# Und jetzt?

# Pause? # Burger und Pommes

# richtig toller Tag!!!

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Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Andere Länder, andere Sitten

Die ersten eineinhalb Wochen sind vorüber, die mir eine Vielzahl neue, vollkommen verschiedene Eindrücke beschert haben. Vieles ist anders aber ähnlich zu dem, was ich aus Deutschland kenne, doch gerade Kleinigkeiten zeigen deutlich, dass es sich um ein anderes Lamd handelt. Hier angefangen z.B. bei den Haustürschlössern über den Verkehr, den Abtropfvorrichtungen über den Spülen, bis hin zu einigem Werkzeug.

Vicenza als Stadt habe ich bis jetzt verregnet ( von wegen in Italien scheint immer die Sonne) und verspielt kennengelernt, mit engen Gassen und Häusern, die an Märchenwelten erinnern. Für jeden, der es nicht nur modern und schlicht mag, kann man die Innenstadt und den Caffe, den es in den unzähligen Bars, Caffes und Restaurantes gibt, nur empfehlen.

Die erste Arbeitswoche verlief kurz, da ein Kennenlern- und Eimgewöhnungstag auf dem Programm stand. Außerdem fand das erste Treffen mit dem italienischen Arbeitgeber statt…auf italienisch… mit so gut wie nicht vorhandenen Sprachkenntinissen… uuurgh. Vier fünf Sätze waren zum Glück aussreichend und alles weitere hat die begleitende Betreuerin übersetzt bzw. konnte ich in englischer Sprache selber erfragen.

Der Betrieb als solcher ist meinem heimatlichen Betrieb eher unähnlich. Ich arbeite in einer Kleinstadt in einem kleineren Familienbetrieb, der bis auf den Schaft (das Schuhoberteil) alles selbst macht. Es gibt einen Einlagenbau und viel Kundekontakt. Der italienische Betrieb ist sowohl von den Räumlichkeiten, als auch von der Mitarbeiteranzahl größer. Der größte Unterschied besteht für mich aber darin, dass es sich nicht um eine reinen orthopädieschuhtechnischen handelt, sondern um einen orthopädietechnischen. Im deutschen Betrieb sind wir also auf den Fuß spezialisiert, während der italienische zwei Abteilungen hat: den fußspezifischen mit Einlagen und Maßschuhen und den orthopädietechnischen mit Orthesen und Prothesen (unterstützende oder ersetzende Teile für bestimmte Körperbereiche).

In der ersten halben Arbeitswoche habe ich einen Überblick über diese verschiedenen Bereiche, Produkte und Herstellungsweise bekommen, die zweite Woche habe ich hauptsächlich den Bettungs- und Einlagenbau unterstützt. Für alle Nichtschuhmacher: Bei beiden handelt es sich um das Innenleben des Schuhs. Einlagen sind aber eher für Schuhe aus dem nächsten Schuhgeschäft, während Bettungen für den Maßschuh gebaut werden. Beide weisen orthopädische Einbauelemente auf, die den Fuß stützen oder korrigieren.

Das Material ist dabei, dem was ich zu hause verwende sehr ähnlich. Die Italiener arbeiten ebenfalls sehr viel mit Kork, Leder und thermisch verformbaren Materialen, die in unterschiedlichen Stärken und Weichegraden vorhanden sind. Je nach Bettungstyp habe ich dann die unterschiedlichen Schichten aufgebaut (mit Kleber bestreichen, trocknen lassen, erwärmen, auf dieForm (Leisten) kleben und im Vakuum erkalten lassen). Anschließend durfte ich mehr und mehr selber das Ganze in Form schleifen, wobei ich mich erst an die Maschinen gewöhnen musste.

Ach ja, und dann war dann noch das Wochenende. Dieses habe ich dazu genutzt um Venedig, der Stadt der Brücken und des Wassers einen Besuch abzustatten. Das Wetter war an diesem Tag ausnahmsweise nicht regnerisch, sondern sonnig mit leichtem Nebel über den Wasserstraßen. Ab von den Touristenrouten des Canal Grande war es nicht schwer sich zu verlaufen, denn Venedig ist ein Labyrinth aus engen Gassen und Gässchen. Doch so habe ich viele tolle Plätze, Häuser, Brücken… gesehen, die nicht in jedem Reiseführer verzeichnet sind. Die großen Sehenswürdigkeiten, wie der Markusplatz mit Turm und Dom oder die Rialtobrücke, habe ich ebenfalls einen Besuch abgestattet. Sie sind toll anzusehen  und die nähere Umgebung sehr belebt.

Kurzum: Venedig ist einen Ausflug wert.

A presto!

 

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Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Ciao, Vicenza

Hallo alle zusammen,

Vicenza ist eine wohlhabende Stadt im Norden Italiens, in greifbarer Nähe zu Venedig, Verona und dem Gardasee, ebenso wie Mailand mit dem Zug einfach zu erreichen ist.

Bekannt ist die Stadt einerseits für ihre Schmuckwaren und Bekleidungsindustrie, andererseits für ihre zahlreichen Bauwerke und Pläste, die  auf den Architekten Palladio zurückzuführen sind. Er war ein berühmter Renaissancearchitekt und seine Bauten sind Grund dafür, dass Vicenza zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört.

In den kommenden Wochen werde ich hier  Leben, Kultur, Lebensart und die italienische Sprache kennenlernen dürfen und in der Nähe arbeiten. Arbeiten heißt in meinem Fall, dass ich hier in Norditalien im Rahmen meiner Ausbildung zur Orthopädieschuhmacherin in einem ortsnahen Betrieb ein Praktikum machen werde. Mein eigentlicher Ausbildungsbetrieb befindet sich im Herzen Nordhessens, in dem ich seit 2014 meine Lehre mache. Ich bin 22 Jahre alt und heiße Lisa .

A presto!20160216_075256-1