Sightseeing in Wien

Manchmal kommt alles anders als geplant. Aufgrund der aktuellen Situation und den steigenden Infektionszahlen wurden die Mitarbeiter der Wirtschaftskammer, zum eigenen Schutz, ins Home Office geschickt. Die Praktikanten wurden am Mittwochnachmittag, für den Rest der Woche, freigestellt. So nutzte ich die vergangenen Tage um mir die schönsten und wichtigsten Orte anzuschauen die Wien zu bieten hat, bevor ich meine kleine Reise vielleicht schon früher als geplant wieder beenden muss.

So ging es, wie auch schon am ersten Wochenende, noch einmal auf den Prater. Einem Vergnügungspark mit über 250 Attraktionen gleich neben der Wirtschaftskammer am Praterstern. Hier steht das Wiener Riesenrad. Dies war aber leider geschlossen. Zum Glück gab es noch ein weiteres, etwas kleineres Riesenrad, welches geöffnet hatte und wovon man einen prima Ausblick auf die Stadt hatte.

Am nächsten Tag ging es mit Besuch aus der Heimat vorbei am Stephansdom, die Kärntnerstraße entlang zum Hotel Sacher um ein Stück Sachertorte zu kosten. Direkt neben dem Hotel befindet sich die Wiener Staatsoper. Leider finden auch dort, aufgrund der aktuellen Situation, zur Zeit keine Konzerte statt. An der Oper vorbei gelangt man auf den Karlsplatz, dort wartet mit der Karlskirche schon die nächste Sehenswürdigkeit. Zu guter Letzt ging es noch zu einem der architektonischen Highlights Österreichs, dem Hundertwasserhaus, es liegt mitten im 3. Gemeindebezirk und ist auf jeden Fall ein Spaziergang dorthin wert.

Nach einem ereignisreichen Wochenende geht es für mich aber glücklicher Weise wieder ins Büro. Im Haus der Wiener Wirtschaft herrscht nun wieder überall Maskenpflicht außer am Arbeitsplatz und die meisten Mitarbeiter werden wohl noch im Homeoffice sein. Ich bin gespannt was mich erwarten wird und ob ich bis zum geplanten Ende noch in Wien bleiben darf.

Bis Bald und liebe Grüße in die Heimat

Eure Theresa

Arbeiten in der Wirtschaftskammer

Meine erste Woche begann mit vielen neuen Eindrücken und Gesichtern, aber auch mit vielen vertrauten Themenbereichen.

Wieso vertraut?

Die Abteilung „Gründerservice“ in der ich sitze, kann man mit der Abteilung Betriebsberatung und Unternehmensführung der Handwerkskammer vergleichen. Hier beraten die Mitarbeiter, Personen die ein Gewerbe gründen möchten, telefonisch oder in Beratungsgesprächen. Sie beantworten Fragen zu allgemeinen Themen wie der Gewerbeanmeldung, Sozialversicherung, Steuern oder Rechtsformen. Für branchenspezifische Fragen sind die Experten der verschiedenen Fachorganisationen zuständig. Deshalb ist die gemeinsame Erstellung eine Businessplans oder auch eine langfristige individuelle Beratung über die Gründung hinaus, wie es die Betriebsberater bei uns in Kassel machen, nicht möglich.

Was ist neu?

Vor einem Jahr hat die Wirtschaftskammer Wien das „Haus der Wiener Wirtschaft“ am Praterstern im 2. Wiener Gemeindebezirk bezogen. Grundsätzlich wird hier in Großraumbüros gearbeitet, was für mich in dieser Größe zwar sehr ungewohnt ist, jedoch bekomme ich dadurch die Beratungen am Telefon besser mit. Ich finde es spannend, dass die Wirtschaftskammer für mehrere Branchen zuständig ist, so kann ich verschiedene Gewerbearten im Handel oder auch in der Sparte Information und Consulting kennenlernen.

Das Gebäude ist sehr stilvoll und modern eingerichtet, was eine angenehme und lockere Arbeitsatmosphäre schafft.

Was ist wegen Corona anders?

Aufgrund der Corona-Pandemie sind einige Mitarbeiter im Homeoffice. Die Besprechungen werden größten Teils per Skype abgehalten und die Beratungsgespräche finden in den Veranstaltungsräumen der Kammer statt, damit der Sicherheitsabstand und der Schutz der Mitarbeiter und Kunden gewährleistet werden kann. Die Gründerseminare, die normalerweise regelmäßig stattfinden, werden nun als Onlineseminar angeboten. Einen Mund-Nasen-Schutz muss man in Wien momentan nur in den öffentlichen Verkehrsmitteln tragen und überall dort, wo der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann.

Die erste Woche verging wie im Flug, ich bin gespannt was ich in den nächsten Wochen noch alles erleben werde.

Bis Bald

Eure Theresa

Willkommen in Österreich

Grüß Gott aus Wien, schön das Ihr mein kleines Abenteuer mitverfolgt. Mein Name ist Theresa Voigt, ich bin 23 Jahre alt und mache eine Ausbildung zur Verwaltungsfachangestellten bei der Handwerkskammer Kassel. In den kommenden vier Wochen werde ich den Arbeitsalltag der Wirtschaftskammer Wien kennenlernen und meine Erfahrungen mit Euch in diesem Blog teilen.

Bereits am Freitagabend bin ich mit dem ICE in Wien angekommen, so konnte ich mir über das Wochenende schon einen kleinen Eindruck von der Stadt verschaffen.
Ich muss schon sagen die Schwärmereien von Kollegen/-innen und Freunden waren durchaus berechtigt. Wien ist eine wunderschöne Stadt mit vielen tollen Ecken, neben dem Stephansdom besuchte ich auch die Hofburg, das Rathaus sowie die vielen kleinen Parks drumherum und verbrachte den Sonntag bei sommerlichen 30°C an der schönen Donau.

Aber genug geschwärmt, kommen wir zu dem Grund warum ich überhaupt hier bin.

Die Wirtschaftskammer in Wien (WKW) ist eine von neun Landeskammern der Wirtschaftsorganisation in Österreich, mit etwa 138.000 Mitgliedsbetrieben ist sie jedoch etwas größer als unsere Handwerkskammer in Kassel. Sie übernimmt nämlich neben der Interessenvertretung für das Handwerk, auch die Interessenvertretung für sieben weitere Berufsparten. Wer mehr dazu wissen möchte darf hier gerne mal vorbeischauen.

Die Wirtschaftskammer Wien, Straße der Wienerwirtschaft 1

Während meines Aufenthalts werde ich den Gründerservice der WKW unterstützen, was ich für Aufgaben übernehme und wie mein Arbeitsalltag dort ausschaut erfahrt Ihr beim nächsten Post.

Bis dahin und liebe Grüße

Eure Theresa

Die Zuckerbäcker von Wien

Als deutsche Konditorin in Österreich

Wie beginne ich jetzt den Artikel hier? Am Besten ich fange ganz am Anfang an. Ich und einige weitere Auszubildende haben an dem Erasmus+ Programm der Handwerkskammer teilgenommen. Genauer gesagt waren wir 11 Leute davon waren 4 Bäcker/innen und 7 Konditorinnen. Für uns ging es für 4 Wochen nach Wien in Österreich. Unser Anreisetag war der 09.02.2020, ein Sonntag. Um 10 Uhr haben wir uns alle mit Gepäck am Bahnhof in Kassel-Wilhelmshöhe getroffen. Ja, wir sind tatsächlich mit dem Zug darunter gegurkt. Mit kleiner Verspätung kamen wir dann auch in Wien an und wurden freundlich von der Frau Antoniadi und ihrer Kollegin empfangen. Die Beiden haben uns dann zur Unterkunft begleitet, wenn auch über Umwege. In der Unterkunft angekommen haben wir ein paar Anweisungen für die Wohnung und den nächsten Tag bekommen und sind dann noch was essen gegangen, denn es war ja Sonntag. Das bedeutet, dass man ja nichts mehr einkaufen konnte. Und hier ein kleiner Tipp: Das Gasthaus Haller in Wien ist keine Empfehlung.

Aber so weit will ich garnicht ausschweifen. Eigentlich sind wir doch alle eher an den Erfahrungen im Betrieb interessiert und wie wir unseren Alltag gestaltet haben.

Den nächsten Morgen sind wir dann alle zur IFA ins Büro gefahren und wurden dort mit Informationen und wichtigen Hinweisen ausgestattet und dann in kleinen Gruppen von Mitarbeiterinnen zu unseren Betrieben gebracht. Ich hatte das Glück nicht alleine im Betrieb zu sein, denn eine andere Konditorin war mit mir da. Von welchem Betrieb rede ich hier eigentlich? Mein beziehungsweise unser Praktikumsbetrieb war L.Heiner K.u.K. Hofzuckerbäcker. Ich verzichte an dieser Stelle auf ausschweifende Details zum Betrieb, dass kann man ja bei Interesse ganz einfach googlen.

Wiener Prater mit Riesenrad

Der Erste Eindruck vom Betrieb

Kleiner Disclaimer am Anfang: Ich kann L.Heiner ja nur mit meinem Heimbetrieb in Deutschland vergleichen und demnach mag es für den einen oder anderen auch belanglos sein über welche Kleinigkeiten ich mich gefreut habe. Doch für mich war das eine ziemlich große Sache. Wie wir dort ankamen wurden wir schon erwartet. Da wir aber ziemlich spät waren, hat es sich für uns beide auch nicht gelohnt noch mit in die Arbeit einzusteigen. Doch der Backstubenleiter Herr Krapl war so freundlich und hat uns eine kleine Tour durch die Räumlichkeiten gegeben.

Für mich und auch meine Kollegin war das eine riesen Überwältigung durch diesen Betrieb zu schlendern, denn wir kannten es so nicht von Zuhause. Der Herr Krapl hat uns ein bisschen rumgeführt und dazu immer ein etwas erzählt. Ich war schon fast erschrocken über die Masse die dort hergestellt und mit welcher Liebe und Sorgfalt jedes einzelne Produkt dort hergestellt wird. Die machen dort alles selber. Von Marzipanrosen über Pralinen bis hin zu selbstgekochter Marmelade. Sowas kenne ich von Zuhause garnicht. Wir kaufen alles was Arbeit ist ein um Zeit zu sparen. Der Heiner ist davon natürlich das krasse Gegenteil. Nach der Führung haben wir noch einen Schrankt bekommen, wo wir all unsere Arbeitssachen lassen konnten und dann sind wir mit der Frau Antoniadi auch wieder zurück gefahren. Unsere erster Arbeitstag war demnach der Dienstag. Überraschenderweise musste fast keiner an diesem Tag arbeiten und alle waren schon wieder Daheim und wir konnten unsere ersten Eindrücke austauschen.

Aber zu einem WG-Leben, was wir ja ab da automatisch hatten wenn man mit 8 Leuten in einer Wohnung wohnt, gehört auch ein bisschen Organisation. Wer kommt wann nach Hause? Wie machen wir das mit dem Kochen? Kochen wir immer alle zusammen oder jeder für sich? All diese Fragen mussten erstmal geklärt werden. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir aber in der zweiten Woche schon eine Routine entwickelt gehabt.

Die ersten Tage als Zuckerbäckerin

Ich muss sagen, dass ich die ersten Tage bei L.Heiner ziemlich schwierig fand. Es schien fast so als gäbe es in den perfekten Abläufen keinen Platz für uns. Die ersten Tage habe ich am Plunder-Posten verbracht, was für mich schonmal ein riesen Ding war. Denn in meinem deutschen Betrieb machen die Bäcker die Plunder und ich bekomme nie die Möglichkeit dazu. Und das was wir in der Schule lernen hat nun wirklich nichts mit können zu tun. Die anfängliche Euphorie war dann aber recht schnell wieder verflogen, weil ich ca. 60% des ganzen Arbeitstages nur rumgestanden hab und den anderen beim arbeiten zu sehen musste. Obwohl ich ständig gefragt habe ob ich noch was helfen kann wurden mir nie Aufgaben zugeteilt, was es für mich sehr schwer gemacht hat Anschluss an alles zu bekommen. Es hat auch einige Tage gedauert bis ich wirklich mit eingebunden wurde und auch mal mitarbeiten durfte. Es war auch abhängig vom Posten, an dem ich gearbeitet habe, wie sehr ich eingebunden wurde. Manche Posten hatten mehr für mich zu tun als andere. Und mit der Zeit wusste man auch wo man Werkzeuge findet und wie die Arbeitsabläufe waren.

Meine Aufgaben:

  • Torten-Posten: einsetzten und einstreichen von Torten mit und ohne Ring, ausgarnieren von Torten mit Schreibschokolade, Dekorieren von Torten mit Guss und Fondant, Füllen/Zusammensetzten/Schneiden von Kardinalschnitten
  • Plunder-Posten: zubereiten von Hefefeinteigen, Tourieren von Hefefeinteigen mit Ziehfett, Herstellen/Füllen von süßen Plunderteilchen, Käsebäckerei. Herstellen von Weißbroten
  • Sachertorten-Posten: Füllen und Einstreichen von Sachertorten, Überziehen von Torten mit Ganache, Modellieren von Marzipanfiguren
  • Sacherpunsch-Posten: Herstellen von Sacherpunsch, gießen von Schokoladenauflegern, Herstellen von Schokoladenröllchen, Ausstechen von Marzipanfiguren, Füllen von Eclairs und Moccatörtchen
  • Marzipan-Posten: Ausdekorieren keiner Casperköpfe, Arbeiten mit Massa Ticino

Was ich gelernt habe

Grundsätzlich kann ich ein Praktikum im Ausland wirklich jedem wärmstens empfehlen. Es erweitert den eigenen Horizont ungemein. Anfangs hatte ich Angst, dass ich eventuell nichts neues lernen würde, doch ich hab schon früh bemerkt, dass einfach das arbeiten in einem anderen Betrieb für mich eine große Bereicherung war. Die anderen Arbeiten und Abläufe, die anderen Produkte und die grundsätzliche Ruhe die die Mitarbeiter ausgestrahlt haben waren für mich schon Erkenntnis genug. Manchmal braucht man einfach einen Tapetenwechsel und ein paar neue Denkanstöße um im Leben weiter zu kommen. Zudem habe ich auch ein paar neue Möglichkeiten an Arbeitstechniken mitgenommen. Denn jeder Betrieb arbeitet anders und mit anderen Werkzeugen. Und das Umgehen mit anderen Menschen und bestimmten Situationen hat mich gestärkt.

Im großen und Ganzen habe ich mich sowohl in meinem Beruf als Konditorin als auch als Person weiterentwickelt und weiß jetzt besser Bescheid über mich und wie ich mit anderen Umgehe. Ich finde auch das WG-Leben war eine große Bereicherung für uns alle, denn wir haben gelernt mit Konflikten umzugehen und gemeinsam als Team Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen. Denn mit 8 Leuten unter einem Dach zu leben ist kein Zuckerschlecken (um bei den Zuckerbäckern zu bleiben).

Ganz wichtig ist natürlich zu erwähnen was man für tolle Menschen kennengelernt hat. Denn trotz der Reibereien habe ich 10 tolle Menschen kennengelernt, die jeder für sich besonders sind und die mich als Person geprägt haben.

Also mein Tipp an alle: Macht einfach! Wenn ihr eine Idee im Kopf habt – macht sie! Nur wer seine Komfortzone verlässt kann wachsen.

Wer immer tut was er schon kann, bleibt immer das was er schon ist.

Henry Ford

Jelmezart

Mein 4 wöchiges Praktikum bei Jelmezart in Szolnok ist nun vorbei. Und jetzt habe ich ein wenig mehr Zeit auch etwas über meine Berufserfahrung zu erzählen.

Jelmezart hat einen Verkaufsraum an der Straße. Neben dem Geschäft geht man durch ein großes Tor geht und kommt in einen Hinterhof. Von dort aus kann man in 3 verschiedene Gebäude gehen. Dort befindet sich die Herrenschneiderei, die Damenschneiderei und das Bürogebäude.

Innenhof

Mein Arbeitsplatz bestand aus einer Industrienähmaschine, welche in einem Tisch gesetzt ist. Das heißt, andere Näharbeiten mussten auch in diesem Bereich erarbeitet werden.

Mein Arbeitsplatz

Wie schon in meinem ersten Bericht erwähnt, wurde ich direkt mit in die Arbeit integriert. Das heißt Kostüme für die Theaterhäuser zur Anprobe vorbereiten. Nach dem Mitarbeiter die Anprobe vor Ort durchgeführt hatten, hieß es die Kostüme in Szolnok abzuändern und für die zweite Anprobe anzufertigen.

Plissee Kleid für die erste Anprobe angefertigt

Ich habe in den 4 Wochen sehr viel gelernt. Nicht nur im Handwerk, sondern auch darüber hinaus. Ich durfte, dass erste Mal Plissee verarbeiten und habe die klassische Theaterverarbeitung besser kennen gelernt.

Zudem habe ich auch gelernt, dass es nicht wichtig ist dieselbe Sprache zu sprechen. Verständigen kann man sich immer. Ich hatte eine super Zeit und wurde sehr herzlich aufgenommen und auch am Ende verabschiedet.

Ob es die Erfahrung wert war und ob ich es wieder machen würde? Definitiv!

Budapest

Während meinen 4 Wochen in Szolnok hatte ich jedes Wochenende die Chance mit der Bahn nach Budapest zu fahren. Apropos Bahn: das Bahnticket hier ist wesentlich günstiger als in Deutschland. Für eine Bahnstrecke von 100km bezahle ich hier ca. 2000Forint (Forint-Währung). 2000Forint sind umgerechnet 6€.

Budapest hat seinen ganz eigenen Charme.

Budapest Parlament von der Buda Seite bei Nacht

Neben den typischen Sightseeing Teil habe ich Budapest auch einfach mal genossen. Zum Beispiel war ich in der Gallert Therme. Die Therme befindet sich in Gellert Hotel. Auch dieses Gebäude hat eine wunderschöne Architektur mit sehr schönen Glaskuppeln und Statuen.

Selbst nach 3 Wochenenden jeweils in Budapest habe ich noch immer nicht alles sehen können. Es ist eine wunderschöne Stadt, die sich für einen Besuch echt lohnt!

Warum ausgerechnet Ungarn?

Diese Frage wurde mir jetzt schon so oft gestellt. Jedoch kann ich dies gar nicht so erklären. Ich habe eher nach einem neuen Reiseziel geschaut. Natürlich mit dem Hintergedanken an einem Theater/Oper in Fachrichtung Tanztheater/Ballettkostüme zu arbeiten. Da viel mir auf anhieb Ungarn/Tschechien ein. Und nach Budapest wollte ich schon immer mal.

Nach vielen erfolglosen Bewerbungen (auch in Irland/Schweden etc.) habe ich dann kurzfristig über eine Agentur meinen jetzigen Praktikumsplatz gefunden. Zwar bin ich nicht wie erhofft an einem Theater/Oper. Jedoch hat sich das Schicksal gefügt. Der Vermittler in Budapest hat innerhalb von kürzester Zeit Jelmezart in Szolnok gefunden.

Jelmezart wurde 1995 in Szolnok gegründet. Es ist eine international anerkannte Kostümschneiderei, die auch Kostüm Accessoires, Lebensechte Puppen, Alltagskleidung und auch Hochzeitskleidung herstellen.

Nun hieß es alles in 4 Wochen organisieren, planen und buchen.

Die Anreise war sehr ereignisreich. Nachdem ich in Budapest gelandet bin hieß es mit dem Bus zum Westbahnhof Nyugati zu fahren und von dort aus weiter nach Szolnok. Der Fahrkartenkauf am Nyugati Bahnhof stellte sich als schwierig heraus, da am Fahrkartenschalter niemand deutsch oder englisch konnte. Nach einiger Zeit fand ich dann heraus, dass es anscheinend auch Automaten gibt.

Nachdem ich endlich die Fahrkarte hatte hieß es auf der Anzeigetafel ausschauzuhalten. Da die Züge kein festen Abfahrgleis haben.

In Szolnok angekommen ging es mit den öffentlichen Busverkehr weiter zu meiner Unterkunft. Die Busse sind sehr gewöhnungsbedüftig. Alles klappert und hält irgendwie zusammen. Und dass die Abgase auch im Bus zu riechen sind stört so gar niemand.

In der Unterkunft angekommen, wurde ich sehr nett von der Vermieterin und ihrer Mutter empfangen. Es stellt sich heraus, dass sie öfters Austauschstunden hosten. Und ich Frühstück und Mittagessen mit in meiner Unterkunft habe.

Am Sonntag habe ich dann auf eigener Faust Szolnok erkundet. Hier gibt es sehr viele alt Gebäude und sehr viele deutsche/britische Shops/Supermärkte. Außerdem ist mir schon bei der Ankunft in Budapest aufgefallen, dass Ungarn für alles Statuen/Denkmäler hat. Auch hier in Szolnok.

Montag Morgen war mein erster Arbeitstag. Ich wurde super herzlich von der Chefin empfangen. Weil Sie kaum englisch oder deutsch spricht hat sie einer ihrer Dolmetscher mit in das Gespräch einbezogen. Nachdem ich von der Dolmetscherin herumgeführt wurde, wurde ich direkt von einer der 5 Gewandmeister mit in die Arbeit eingespannt. Beidseitig verständigen wir uns mit Händen und Füßen. Obwohl wir nicht die selbe Sprache sprechen, verstehen tut man sich doch irgend wie.

Cliffs of Moher

Wir beschlossen uns diese Sehenswürdigkeit über ein Touristen-Angebot anzusehen, und fuhren mit dem Paddywagon Tourbus.

Wir mussten morgens schon um sieben Uhr in Cork City sein, da aber Samstags so früh kein Bus fährt, hat unsere Gastmutter uns freundlicherweise in die Stadt gefahren. Das Ticket kostete 40 Euro und man sollte es im Vorraus buchen. Wir fuhren also sehr früh los und der Busfahrer erzählte viel über die Gegend und Sehenswürdigkeiten. Wir sahen immer wieder kleine Ruinen, die aussahen wie Geschütztürme. Der Busfahrer erzählte uns daraufhin, dass diese Turmruinen keine Türme sind, sondern Burgen. König Henry VI, König von Irland beschloss im Jahre 1429, dass jeder Adlige sich ein Schloss zur Verteidigung Irlands bauen solle und er jedem der das tue zehn Pounds dafür geben würde. Die Adligen wollten dieses Geld aber für sich behalten und bauten daher diese „Ten Pound Castles“.

Als wir bei den Cliffs of Moher ankamen, hatten wir nur sehr wenig Zeit, denn der Tourbus musste sein Zeitfenster einhalten. Man hätte dort sehr viel herumlaufen können, da das Gelände riesig war. Somit waren die Klippen natürlich gigantisch. Eine atemberaubende Aussicht. Und eines der besten Dinge: Harry Potter und der Halbblutprinz wurde bei den Cliffs of Moher gedreht. Die Zeit reichte bei Weitem nicht um alles zu sehen und überall hin zu laufen. Außerdem sollte man sich auf alle Wetterlagen vorbereiten. Wie es häufiger an Küstenregionen und hohen Bergen so ist, war es natürlich ordentlich windig. Wir verließen mit Sonnenschein am Himmel den Bus, liefen dann zu den Treppen, da fing es schon an wie aus Eimern zu regnen. Glücklicherweise gibt es in dem Hauptgebäude nicht nur ein Restaurant, Information und Toiletten, sondern auch einen Souvenir-Shop mit einfachen Regenpochos. Das war gegen den Regen hilfreich, allerdings war der Wind so stark, dass der Poncho viel Angriffsfläche hatte und ich dachte ich würde wegfliegen. Als wir dann den Ausblickspunkt erreichten fing es an zu Hageln und nach zehn Minuten schien auf einmal wieder die Sonne. Also auf einen Wetterbericht kann man sich hier nicht wirklich verlassen, aber ganz sicher wird es mindestens einmal am Tag regnen. Dann mussten wir auch schon zurück zum Bus um den Zeitplan einzuhalten.

Die Bustour ging weiter zu den „Baby Cliffs of Moher“. Diese waren wie der Name schon vermuten lässt viel kleiner. Es war weniger wind und man konnte bis zum Klippenrand laufen ohne Probleme. Diese Klippen haben mich tatsächlich mehr begeistert, da es besseres Wetter gab und die Aussicht grandios für Bilder ist.

Erste Arbeitswoche

Mein Arbeitsplatz ist bei Specsavers Opticians in der Opera Lane, Cork City. Die Filiale ist sehr groß und beinhaltet im Gegensatz zu den meisten anderen Filialen ein „Lab“ also eine Werkstatt. In der Werkstatt machen sie im Gegensatz zu meiner Firma „Heini Weber“ in Deutschland sogar ihre eigenen Brillengläser. Also Sie gießen die Blankets selber in der Werkstatt. Deshalb hat Specsavers auch seine eigenen Gleitsichtglas Varianten.

Wenn man in den Laden kommt, gibt es dort viele Fassungen, die Specsaver auch selber herstellt. In Deutschland wählt man seine Fassung aus, die einen Preis hat und die Gläser haben dann einen anderen Preis, denn man draufzahlt. Bei Einstärkengläsern weniger, bei Gleitsicht mehr. In Irland hängen Fassungen mit bestimmten Preisen im Laden und der Preis beinhaltet die Einstärkengläser. Erst für Gleitsichtgläser muss man einen Aufpreis bezahlen. Da die Fassungen im Laden nur die Deko sind, werden die auch entsprechend grob behandelt. Specsavers hat natürlich ein Lager von den Fassungen und jeder Kunde bekommt eine Neuwertige, die nicht jeder Kunde anprobiert hat. Im hinteren Ladenbereich wird der Brillenverkauf abgeschlossen und die Pupillendistanz mit einem Tablet gemessen. Dann wird ein Termin gebucht für die Abholung der fertigen Brillen und der Kunde bezahlt sofort den Betrag am Tag der Auftragsbestellung.

Gleitsichtgläser

Bei Heini Weber würde ich bei einem Gleitsichtglas grob gesagt eine lange und eine kurze Progressionszone aufzeichnen. (Progressionszone bedeutet wie lang der Übergang von der Ferne bis zur Nähe im Glas ist. Also bei einer kurzen Progressionszone ist man mit minimalen Kopfbewegungen in den verschiedenen Zonen, und bei der langen Progressionszone müsste man den Kopf deutlich mehr bewegen, um in die Zonen zu wechseln.) Wenn ich zwei Varianten auf das Glas gezeichnet habe, schaue ich mir an wo der Kunde durchsieht beim Lesen und wähle entsprechend das richtige Glas. Hier bei Specsavers haben sie wie gesagt ihre eigene Glasproduktion. Ich suche mit dem Kunden eine Brillenfassung aus und die Werkstatt wählt die Gleitsicht-Variante nach der Fassung aus.

Unteres Stockwerk

Dann kann man ein Stockwerk runter, dort gibt die“Clinic“ also der Refraktionsraum, wo die Glasstärke von den Optometristen festgestellt werden, der Führerscheinsehtest gemacht wird und Kontaktlinsen angepasst werden. Übrigens misst man hier im Gegensatz zu Deutschland als Optometrist auch die Glasstärken von Kindern. Da die Optometristen ein vier Jähriges Studium absolvieren, dürfen sie Kindern das Nervengift Belladonna tropfen, um die Glasstärke optimal zu messen. Denn Kinderaugen können ihr Defizit noch ausgleichen, wenn man diese Funktion nicht lähmt. In Deutschland darf daher kein Optiker eine Glasstärkenmessung bei Kindern durchführen. Dies darf nur der Augenarzt. Auch übernimmt hier die Krankenkasse die einfachsten Gläser auch für Erwachsene. In Deutschland kriegen nur Kinder einen Krankenkassenzuschuss, oder Personen mit sehr hohen Stärken. In Irland haben sie statt unserer gesetzlichen Krankenkasse ein PRSI, da bezahlen sie auch bei der Lohnabrechnung Steuern. Und dann kann man auch eine zusätzliche „medical card“ haben, das entspricht dann in etwa unserer privaten Krankenkasse, nur dass man hier beides gleichzeitig haben kann.

In dem untern Stockwerk befindet sich auch der Brillenabgabebereich, wo die Kunden ihre Brillen einsammeln, deshalb heißt es „Collection“ und dort werden die Brillen natürlich auch angepasst. Außerdem befindet sich unten der Hörakustikbereich und die Werkstatt.

Kontaktlinsen

Specsavers hat in dieser Filiale ein eigenes Kontaktlinsenlager, sodass sie die Kontaktlinsen für Kunden nicht extra bestellen müssen. Kontaktlinsen gelten hier übrigens als Luxusgut. Das bedeutet in Deutschland kann der Augenarzt bei Jugendlichen das Rezept für eine Brille auf einen Jahresvorrat Kontaktlinsen wechseln. Aber man kann den Zuschuss der Krankenkasse entweder für Kontaktlinsen oder für die Brille verwenden. Hier bekommt man den Zuschuss nur für eine Brille, da Kontaktlinsen wie gesagt nur ein zusätzlicher Luxus sind, und nicht notwendig sind.

Ankunft in Cork, Irland

Mein Flug von Deutschland aus ging sehr früh, um sechs Uhr morgens, daher musste ich um vier Uhr am Flughafen sein. Ich flog von Hannover nach Amsterdam, wo ich ein Mädchen namens Sina kennen lernte, während wir auf den Flieger warteten. Es stellte sicher heraus, dass sie auch aus Deutschland kommt, am Erasmus+ Projekt teil nimmt und auch nach Cork fliegt. Nachdem wir in Cork gelandet waren, warteten wir auf unsere Koffer und haben über unsere Gastfamilien geredet. Dabei stellte sich heraus, dass Sina in die gleiche Gastfamilie kommen würde, wie ich. Es ist beruhigend, nicht völlig allein in einer Gastfamilie zu sein, die kein Wort deutsch kann. Somit können wir uns gegenseitig mit den Vokabeln helfen. In dem Haus der Gastfamilie haben wir jeweils ein eigenes Zimmer bekommen und Mrs. Grace hat uns in die Stadt gefahren, um uns unsere Arbeitsplätze zu zeigen. Es ist eine sehr beschäftigte Stadt, obwohl Sonntag war.

Die Polizei in Irland heißt „Garda“, das ist Gälisch und bedeutet Hüter des Friedens von Irland. Die Hüter des Friedens tragen keine Schusswaffen, sondern nur Schlagstöcke. Die Schusswaffenkriminalität in Irland ist auch ehr niedrig.

Das Schulsystem von Irland ist auch ein wenig anders. Zuerst gehen die Kinder in eine „Pre-School“ wenn sie vier oder fünf Jahre alt sind. Wenn sie sechs Jahre alt werden, gehen sie für vier Jahre in die „primary-school“. In der „Secondary-School“ werden sie in „junior cyrcle“ und „senior-cyrcle“ aufgeteilt. Der junior cyrcle geht vier Jahre lang, dann haben sie ein „transition-year“. Das Transition-Year entspricht unserer zehnten Klasse beinhaltet eine Jobauswahl. Die Schüler kriegen eine Liste, mit einer Auswahl von Berufen und Fachbereichen, dann wählen sie daraus fünf Fächer, die sie interessieren, und lernen diese in dem transition year. Am Ende des Schuljahres werden sie in den Fächern geprüft und ihnen werden Jobs empfohlen, zu dem Fach, indem sie am besten abgeschnitten haben.