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Minnesotan Winter

Minnesota wird im Winter kalt. Für mich persönlich ungewohnt kalt, und der Winter hier ist lang. Den ersten Schnee gab es Ende Oktober zu Halloween. Seit Mitte November ist der Mississippi gefroren und auf den Seen werden Hütten zum Eisfischen aufgebaut.  Im Moment genieße ich den Blick auf den Gull Lake, der eine Stunde nördlich von St. Cloud liegt. Hier habe ich auch mein Silvester verbracht, laut Google war da Minnesota der kälteste Platz auf der Welt, kälter als Sibirien und der nördlichste Punkt Kanadas.

Viele Teilnehmer meines Programmes hat es über die Weihnachtsfeiertage und Neujahr nach Miami, Las Vegas, Mexiko und unteranderem auch nach Australien verschlagen. Kurz gesagt an einen wärmeren Ort als Minnesota, wo die Temperatur gerade wieder auf minus achtzehn Grad Celsius gestiegen ist.

Lake Hubert

Mir war es wichtig über die Feiertage zu Hause zu bleiben und die Tage mit meiner Gastfamilie zu verbringen, auch wenn es ganz anders sein würde, als ich es von zu Hause kenne. Aber unter anderem auch, weil ich das Wetter in Minnesota kennen lernen wollte.

Mitte Dezember habe ich das Semester an der St. Cloud State University beendet. Es war eine wirklich aufregende Zeit, in der ich viel neues Wissen und einige tolle Leute kennen gelernt habe. Ich habe unheimlich viel erlebt und gute Erfahrungen gemacht, unter anderem, wie man mit interkulturellen Differenzen umgeht.

Kurz vor Weihnachten musste ich mich dann von der ersten guten Freundin verabschieden, die ich hier getroffen habe. Für sie war das Auslandssemester vorüber und die Heimreise nach Deutschland stand an. Viel Zeit zum Trübsal blasen blieb mir allerdings nicht, stand ja der Weihnachtsmarathon vor der Tür, der sich als weniger anstrengend als erwartet entpuppte. Ich hatte Angst, dass ich viel Heimweh spüren würde und das Weihnachtsfest meiner Familie sehr vermissen würde. Allerdings hatte ich während der ganzen Zeit nicht das Gefühl, dass Weihnachten ist. Tatsächlich hat gerade das dazu geführt, dass ich besser mit dem Heimweh umgehen konnte. Weil es sich nicht angefühlt hat wie die Weihnachtszeit in Deutschland, oder wie Weihnachten allgemein, habe ich sie nicht vermisst.

Meine Schwester, die die Kälte hier gut überstanden hat

 Ich habe um mich zu Hause zu fühlen Plätzchen gebacken und mit Claudia kleine Lebkuchenhäuser dekoriert. Außerdem hatte ich zahlreiche Adventskalender, von meinen Eltern, meiner Schwester und sogar die Mutter meiner Gastmutter hatte mir einen besorgt.

Am 23. Dezember stand dann die große Weihnachtsfeier bei den Eltern meiner Gastmutter an. Ron und Jane sind selber Gasteltern von zwei internationalen Studentinnen, Yannis aus China und Leo aus Vietnam, zudem sind sie Schwiegereltern einer Irin, haben selber polnische und deutsche Wurzeln und zudem waren noch Freunde mit norwegischen Wurzeln zu Besuch, wodurch unser erstes Abendessen zusammen zu einer internationalen Runde wurde. Dafür wurde jede Menge Essen vorbereitet, dass typisch für die Länder waren. Aus Vietnam gab es Hühnchen mit scharfer Soße, polnische Würste mit Sauerkraut, irisches Sauerbrot und Kartoffelsuppe und ich stand zwei Tage in der Küche um deutsche Spätzle und Wurstsalatvorzubereiten. Wir haben an diesem Abend gewichtelt, Karten gespielt, ein Footballspiel geguckt… kurz gesagt einfach Zeit zusammen verbracht. Es war im Grunde genommen das Gegenteil von dem, was ich am 24. Dezember erlebt habe.

Den Baum habe ich Ende November schon geschmückt

In meiner Familie wird an diesem Tag viel Zeit miteinander verbracht. Wir schmücken an dem Tag zusammen den Christbaum, gehen zusammen in die Kirche, bereiten zusammen das Essen vor… es gibt eigentlich keine Zeit am Tag an der man sich selber beschäftigen muss. In meiner Gastfamilie hat sich hingegen jeder selbst beschäftigt, bis wir um vier Uhr zusammen in die Kirche gegangen sind. Ich habe den Tag hier eher weniger als einen besinnlichen und geselligen Tag erlebt. Natürlich war er irgendwie schön, aber nicht so wie ich gerne Weihnachten verbringen möchte. Für mich hat es sich angefühlt, wie ein ganz normaler freier Tag, an dem seltsamer Weise Geschenke ausgepackt wurden.

Ich habe mich mittlerweile daran gewöhnt, dass mir die Nase zufriert, wenn ich vor die Tür gehe, dass ich mehrere Versuche brauche, bis morgens mein Wagen anspringt, weil es über Nacht so kalt war. Ich habe mich auch an die Sprache gewöhnt, und daran, dass hier alles informeller ist als in Deutschland. Heimweh werde ich weiterhin haben, nur sehe ich es nicht mehr als etwas Schlechtes, das man irgendwie überwinden muss, sondern es zeigt mir, dass ich mich in Deutschland immer wohl gefühlt habe und dass das Leben dort vielleicht einfach besser zu mir passt als ich erwartet habe. 

Der Upper Gull Lake

Silvester habe ich dann zusammen mit meiner Schwester am Gull Lake verbracht an dem ich gerade wieder sitze. Meine Gastmutter hatte uns in das Haus eingeladen, welches sie für eine Woche angemietet hat. Die Seen in Minnesota sind ruhige Orte an denen man sich gut entspannen kann. Es kommt nicht selten vor, dass man eine Rehfamilie den gefrorenen See kreuzen sieht und ich finde es faszinierend, dass man hier auf einem See spazieren gehen kann. Das schöne an dem kalten Winter in Minnesota ist, dass man selten graue Tage erlebt. Oft habe ich hier strahlend blauen Himmel mit einer wunderbaren Sonne, die wenigstens etwas wärmt.

Auch an Silvester habe ich meine Gastfamilie als eine Familie erlebt, die wenig zusammen unternimmt. Meine Gastmutter hielt auch an diesem Tag streng ihre Routine ein und war um neun im Bett, so wie übrigens auch an Weihnachten, und mein Gastbruder hielt bis um elf Uhr durch, da wurde in New York Silvester gefeiert. Meine Schwester und ich blieben wach bis Mitternacht, wir tranken unseren Sekt, wie jedes Silvester, riefen unsere Eltern an, wie jedes Jahr und genossen das Feuerwerk, das von dem Restaurant im Resort veranstaltet wurde.

Merry Christmas and a happy new year aus dem kalten Minnesota

Ich hatte Feiertage, die anders waren und trotzdem schön und jetzt genieße ich die letzten freien Tage bevor der Arbeitsalltag wieder losgeht. Aber dazu in einem anderen Beitrag mehr.

See you soon,
eure Clara