Apprenticeships around the World

„ Welcome to paradise“

bereits Anfang des Jahres war ich mit dem Erasmus plus Programm für vier Wochen in Wien, um dort in einer kleinen Konditorei zu arbeiten. Nachdem ich Ende Juni meine Ausbildung beendet hatte stand für mich fest: ich möchte mehr sehen, ich möchte noch einmal ins Ausland um meine Fähigkeiten und mein Fachwissen in meinem Beruf zu erweitern. Schnell stand für mich fest, ich möchte mehr über die französische Patisserie lernen. Von einer befreundeten Kollegin wurde mir eine Patisserie auf Kreta empfohlen. Hier gibt es die französische Patisserie in einer tollen Atmosphäre. Auf Kreta gibt es sowohl hohe Berge als auch heiße Strände.

Um von meinem Aufenthalt mehr mitzunehmen wollte ich dieses Mal nicht nur einen Monat, sondern drei Monate, im Ausland verbringen. Doch mit all der Euphorie kamen auch die Sorgen: ich spreche gar kein griechisch, wie soll ich mich verständigen? Werde ich zu Hause und meine Familie sehr vermissen? Wie werden meine Arbeitskollegen mit mir umgehen? Werde ich mich gut zurecht finden? 

Doch noch bevor ich drei Tage hier war, lösten sich alle Sorgen in Luft auf. Das Verständigen ist gar kein Problem, ziemlich jeder kann Englisch, durch meine Arbeitskollegen lerne ich ein wenig griechisch und zur Not kann man sich immer noch mit Händen und Füßen verständigen. Hier auf Kreta gibt es so unheimlich viel Tolles zu sehen und zu erleben, dass ich gar keine Zeit habe zu Hause und meine Familie zu vermissen. Meine Arbeitskollegen hätte ich mir nicht besser wünschen können, bereits am zweiten Tag hat mein Arbeitskollege mir ihre Freunde vorgestellt und nun zähle ich schon zu ihnen. Und zurecht findet man sich auch immer irgendwie und wenn nicht sind die Einheimischen super hilfsbereit.

Am 31. August um 11:25 Uhr ging mein Flugzeug von Frankfurt am Main aus, gegen 16:00 Uhr landete mein Flieger in Heraklion. Manos, mein Chef holte mich vom Flughafen ab und brachte mich zu meiner Wohnung. Direkt danach gingen wir gemeinsam Essen wobei ich feststellte, dass ich mehr verstand als ich mir zugetraut hätte. Während dem Essen lernte ich auch seine Frau Sanda kennen, die mich sofort mit den Worten „ Welcome to paradise“ begrüßte.

An meinem ersten Arbeitstag wurde ich von meinem Chef zu Hause abgeholt und er stellt mich meinen Arbeitskollegen vor, es ist eine sehr kleine Patisserie, weshalb ich nur zwei Arbeitskollegen habe. Beide sind super nett und sehr sympathisch. 

Auf Kreta sind Arbeitszeit und Freizeit völlig anders eingeteilt. Ich arbeite von 10:00 Uhr morgens bis 18:00 Uhr abends, um 22-24 Uhr gibt es dann Abendessen und gegen 1:00/2:00 Uhr geht man ins Bett. Auch die Arbeit ist viel lockerer, echte Pausenzeiten gibt es nicht wirklich, wenn du eine Pause brauchst machst du eine Pause. Die Kollegen reden viel miteinander und verstehen sich auch untereinander gut. Meine Hauptaufgaben auf der Arbeit bestehen darin Macarons zu füllen, Trüffel zu rollen und zu überziehen sowie das Herstellen kleiner Desserts und Cookies. 

An meinen ersten freien Tagen nahm mich mein Chef mit seiner Frau auf einen Ausflug mit, wir fuhren einige Städte weiter nach Agios Nikolaos und verbrachten dort einen tollen Tag. Zuerst gingen wir in den Amazonaspark, in dem man in die Gehege der Affen und Lemuren gehen konnte, um diese zu füttern. Das war ein tolles Erlebnis, diese Tiere sind total leicht und Mega weich. Am Eingang kann man Futter kaufen, um die Tiere zu füttern. Man hat das Futter in der Hand und die Tiere klettern an einem hoch und suchen sich das Obst raus, welches sie essen möchten. 

Am nächsten Tag mussten sowohl mein Chef als auch seine Frau leider arbeiten, weshalb ich einen Tag am Strand verbrachte.

Die Zuckerbäcker von Wien

Als deutsche Konditorin in Österreich

Wie beginne ich jetzt den Artikel hier? Am Besten ich fange ganz am Anfang an. Ich und einige weitere Auszubildende haben an dem Erasmus+ Programm der Handwerkskammer teilgenommen. Genauer gesagt waren wir 11 Leute davon waren 4 Bäcker/innen und 7 Konditorinnen. Für uns ging es für 4 Wochen nach Wien in Österreich. Unser Anreisetag war der 09.02.2020, ein Sonntag. Um 10 Uhr haben wir uns alle mit Gepäck am Bahnhof in Kassel-Wilhelmshöhe getroffen. Ja, wir sind tatsächlich mit dem Zug darunter gegurkt. Mit kleiner Verspätung kamen wir dann auch in Wien an und wurden freundlich von der Frau Antoniadi und ihrer Kollegin empfangen. Die Beiden haben uns dann zur Unterkunft begleitet, wenn auch über Umwege. In der Unterkunft angekommen haben wir ein paar Anweisungen für die Wohnung und den nächsten Tag bekommen und sind dann noch was essen gegangen, denn es war ja Sonntag. Das bedeutet, dass man ja nichts mehr einkaufen konnte. Und hier ein kleiner Tipp: Das Gasthaus Haller in Wien ist keine Empfehlung.

Aber so weit will ich garnicht ausschweifen. Eigentlich sind wir doch alle eher an den Erfahrungen im Betrieb interessiert und wie wir unseren Alltag gestaltet haben.

Den nächsten Morgen sind wir dann alle zur IFA ins Büro gefahren und wurden dort mit Informationen und wichtigen Hinweisen ausgestattet und dann in kleinen Gruppen von Mitarbeiterinnen zu unseren Betrieben gebracht. Ich hatte das Glück nicht alleine im Betrieb zu sein, denn eine andere Konditorin war mit mir da. Von welchem Betrieb rede ich hier eigentlich? Mein beziehungsweise unser Praktikumsbetrieb war L.Heiner K.u.K. Hofzuckerbäcker. Ich verzichte an dieser Stelle auf ausschweifende Details zum Betrieb, dass kann man ja bei Interesse ganz einfach googlen.

Wiener Prater mit Riesenrad

Der Erste Eindruck vom Betrieb

Kleiner Disclaimer am Anfang: Ich kann L.Heiner ja nur mit meinem Heimbetrieb in Deutschland vergleichen und demnach mag es für den einen oder anderen auch belanglos sein über welche Kleinigkeiten ich mich gefreut habe. Doch für mich war das eine ziemlich große Sache. Wie wir dort ankamen wurden wir schon erwartet. Da wir aber ziemlich spät waren, hat es sich für uns beide auch nicht gelohnt noch mit in die Arbeit einzusteigen. Doch der Backstubenleiter Herr Krapl war so freundlich und hat uns eine kleine Tour durch die Räumlichkeiten gegeben.

Für mich und auch meine Kollegin war das eine riesen Überwältigung durch diesen Betrieb zu schlendern, denn wir kannten es so nicht von Zuhause. Der Herr Krapl hat uns ein bisschen rumgeführt und dazu immer ein etwas erzählt. Ich war schon fast erschrocken über die Masse die dort hergestellt und mit welcher Liebe und Sorgfalt jedes einzelne Produkt dort hergestellt wird. Die machen dort alles selber. Von Marzipanrosen über Pralinen bis hin zu selbstgekochter Marmelade. Sowas kenne ich von Zuhause garnicht. Wir kaufen alles was Arbeit ist ein um Zeit zu sparen. Der Heiner ist davon natürlich das krasse Gegenteil. Nach der Führung haben wir noch einen Schrankt bekommen, wo wir all unsere Arbeitssachen lassen konnten und dann sind wir mit der Frau Antoniadi auch wieder zurück gefahren. Unsere erster Arbeitstag war demnach der Dienstag. Überraschenderweise musste fast keiner an diesem Tag arbeiten und alle waren schon wieder Daheim und wir konnten unsere ersten Eindrücke austauschen.

Aber zu einem WG-Leben, was wir ja ab da automatisch hatten wenn man mit 8 Leuten in einer Wohnung wohnt, gehört auch ein bisschen Organisation. Wer kommt wann nach Hause? Wie machen wir das mit dem Kochen? Kochen wir immer alle zusammen oder jeder für sich? All diese Fragen mussten erstmal geklärt werden. Und nach anfänglichen Schwierigkeiten haben wir aber in der zweiten Woche schon eine Routine entwickelt gehabt.

Die ersten Tage als Zuckerbäckerin

Ich muss sagen, dass ich die ersten Tage bei L.Heiner ziemlich schwierig fand. Es schien fast so als gäbe es in den perfekten Abläufen keinen Platz für uns. Die ersten Tage habe ich am Plunder-Posten verbracht, was für mich schonmal ein riesen Ding war. Denn in meinem deutschen Betrieb machen die Bäcker die Plunder und ich bekomme nie die Möglichkeit dazu. Und das was wir in der Schule lernen hat nun wirklich nichts mit können zu tun. Die anfängliche Euphorie war dann aber recht schnell wieder verflogen, weil ich ca. 60% des ganzen Arbeitstages nur rumgestanden hab und den anderen beim arbeiten zu sehen musste. Obwohl ich ständig gefragt habe ob ich noch was helfen kann wurden mir nie Aufgaben zugeteilt, was es für mich sehr schwer gemacht hat Anschluss an alles zu bekommen. Es hat auch einige Tage gedauert bis ich wirklich mit eingebunden wurde und auch mal mitarbeiten durfte. Es war auch abhängig vom Posten, an dem ich gearbeitet habe, wie sehr ich eingebunden wurde. Manche Posten hatten mehr für mich zu tun als andere. Und mit der Zeit wusste man auch wo man Werkzeuge findet und wie die Arbeitsabläufe waren.

Meine Aufgaben:

  • Torten-Posten: einsetzten und einstreichen von Torten mit und ohne Ring, ausgarnieren von Torten mit Schreibschokolade, Dekorieren von Torten mit Guss und Fondant, Füllen/Zusammensetzten/Schneiden von Kardinalschnitten
  • Plunder-Posten: zubereiten von Hefefeinteigen, Tourieren von Hefefeinteigen mit Ziehfett, Herstellen/Füllen von süßen Plunderteilchen, Käsebäckerei. Herstellen von Weißbroten
  • Sachertorten-Posten: Füllen und Einstreichen von Sachertorten, Überziehen von Torten mit Ganache, Modellieren von Marzipanfiguren
  • Sacherpunsch-Posten: Herstellen von Sacherpunsch, gießen von Schokoladenauflegern, Herstellen von Schokoladenröllchen, Ausstechen von Marzipanfiguren, Füllen von Eclairs und Moccatörtchen
  • Marzipan-Posten: Ausdekorieren keiner Casperköpfe, Arbeiten mit Massa Ticino

Was ich gelernt habe

Grundsätzlich kann ich ein Praktikum im Ausland wirklich jedem wärmstens empfehlen. Es erweitert den eigenen Horizont ungemein. Anfangs hatte ich Angst, dass ich eventuell nichts neues lernen würde, doch ich hab schon früh bemerkt, dass einfach das arbeiten in einem anderen Betrieb für mich eine große Bereicherung war. Die anderen Arbeiten und Abläufe, die anderen Produkte und die grundsätzliche Ruhe die die Mitarbeiter ausgestrahlt haben waren für mich schon Erkenntnis genug. Manchmal braucht man einfach einen Tapetenwechsel und ein paar neue Denkanstöße um im Leben weiter zu kommen. Zudem habe ich auch ein paar neue Möglichkeiten an Arbeitstechniken mitgenommen. Denn jeder Betrieb arbeitet anders und mit anderen Werkzeugen. Und das Umgehen mit anderen Menschen und bestimmten Situationen hat mich gestärkt.

Im großen und Ganzen habe ich mich sowohl in meinem Beruf als Konditorin als auch als Person weiterentwickelt und weiß jetzt besser Bescheid über mich und wie ich mit anderen Umgehe. Ich finde auch das WG-Leben war eine große Bereicherung für uns alle, denn wir haben gelernt mit Konflikten umzugehen und gemeinsam als Team Lösungen zu finden und Kompromisse einzugehen. Denn mit 8 Leuten unter einem Dach zu leben ist kein Zuckerschlecken (um bei den Zuckerbäckern zu bleiben).

Ganz wichtig ist natürlich zu erwähnen was man für tolle Menschen kennengelernt hat. Denn trotz der Reibereien habe ich 10 tolle Menschen kennengelernt, die jeder für sich besonders sind und die mich als Person geprägt haben.

Also mein Tipp an alle: Macht einfach! Wenn ihr eine Idee im Kopf habt – macht sie! Nur wer seine Komfortzone verlässt kann wachsen.

Wer immer tut was er schon kann, bleibt immer das was er schon ist.

Henry Ford

Als Konditorin nach Bordeaux – Nanetta Ruf

Schokoladiges Bordeaux

Salut,

nach einer Woche Patisserie möchte ich euch auch noch von meinen 3 Wochen Chocolaterie berichten. Für mich war die Chocolaterie ein ganz neues gebiet, da weder in meinem Lehrbetrieb, noch in meiner ersten Gesellenstelle Pralinen oder Schokoladenfiguren hergestellt wurden. Es ist aber alles keine große Hexerei, dank Temperiermaschine, muss man sich selten mit Kuvertüre temperieren herumschlagen und die meisten Aufgaben sind recht einfache Handgriffe, mit denen man aber durchaus mal einen halben oder auch einen ganzen Tag beschäftigt ist, da von einer Sorte Pralinen gleich große Mengen (ca. 15 Kg) hergestellt werden. Zum Beispiel: Pralinen schneiden, auf die Überzugsmaschine legen, Pralinen verpacken, Kirschen (für mon cherie) überziehen oder Hohlkörper füllen und zusammensetzen. Da es bei den Franzosen kaum Weihnachtsgebäck, Plätzchen oder Lebkuchen gibt, werden traditionell zu Weihnachten Pralinen gekauft und somit ist dann in der Vorweihnachtszeit Großproduktion angesagt. Mal wieder erschreckend fand ich es wie viele Zusatzstoffe auch in Handwerksbetrieben eingesetzt werden. Kaum eine Praline kam ohne Sorbitol, Dextrose, Trockenglucose, Milchpulver oder ähnliche für mich (als gelernte Bio-Konditorin) unnatürliche Zutaten aus.
Generell habe ich festgestellt dass in Frankreich, oder zumindest Bordeaux die Patisseriewaren und Pralinen deutlich teurer verkauft werden als bei uns in Deutschland. Es ist einfach eine größere Wertschätzung für das Handwerk da. Mit Sicherheit kann sich dadurch auch nicht jeder die handgefertigten Produkte leisten, aber in Bordeaux besitzt ein großer Teil der Bevölkerung ein ausreichendes Einkommen um sich das zu leisten und dadurch können nicht nur Patisserien, sondern auch viele andere kleine Handwerksgeschäfte gut überleben. Wenn man durch die Straßen läuft sieht man nicht selten schaufensterartig verglaste Häuserfronten hinter denen man Schuhmachern, Uhrmachern, Schneidern, Tischlern, Kaffeeröstern… usw. direkt bei Ihrer Arbeit zuschauen kann. So auch in Luc Dorins Chocolaterie. Diese befindet sich im ehemaligen Laden, die Passanten bleiben dann gerne mal vor dem Fenster stehen und schauen einem zu. Das bereitete auch mir große Freude beim Stadtbummel, es zeigt einfach einen ganz anderen, meiner Meinung nach sehr viel positiveren, Umgang mit den Handwerksberufen. Im Gespräch mit Franzosen habe ich aber herausgefunden, dass in Frankreich der Trend leider ähnlich aussieht, wie bei uns in Deutschland, dass sehr viele Jugendliche unbedingt an die Universität wollen und dann nach vollendetem Studium viele als überqualifiziert enden, weil es gar nicht so viele Arbeitsplätze für Akademiker gibt und im Gegenzug in Handwerksberufen die Arbeitskräfte fehlen. Solche Unterhaltungen, in denen man auch etwas über Land und Leute mitbekommt fand ich wirklich spannend, leider waren sie aber eher selten, da mir komplizierte Gespräche auf Französisch doch noch recht schwer fallen.

Jetzt, wo ich schon zurück bin in Deutschland kann ich abschließend sagen, es war auf jeden Fall eine klasse Erfahrung! Ich konnte in der kurzen Zeit einen Einblick in die französische Patisserie UND Chocolaterie bekommen. Konnte endlich mein Französisch auch mal im Alltag ausprobieren, und noch ein bisschen über französische Lebensart und Kultur und vor allem die Ausbildungs- und Arbeitssituation im Kinditorenhandwerk lernen. Ich konnte einfach ein Stückchen unserer Welt näher kennen lernen und erkunden – neben der Stadt selbst auch die Weingegend um St. Emilion, die Küstenorte Arcachon und Andernos (-> hier hat mich die nette Adeline von der HWK Bordeaux mit zu einem typisch französischen Austern und Weißwein Volksfest genommen) am Bassin d’Arcachon und die Dune du Pilat, Europas größte Wanderdüne mit 60 Millionen Kubikmeter Sand (!) Für mich persönlich konnte ich auch feststellen, dass ich einfach kein Stadtmensch bin, nach 4 Wochen fand ich Bordeaux ganz schön laut, eng und dreckig. So wunderbar sehenswert die Stadt architektonisch auch ist, so sehr fehlt jegliches grün, die Gassen sind unglaublich eng und in jeder Ecke findet man Kippenstummel, Müll, Hundekacke und leider auch sehr viele Bettler, die einen wirklich aufdringlich dreist um Geld anschnorren. Da hab ich gemerkt wie gut man es doch als Dorfkind eigentlich hat(te) 🙂

An dieser Stelle nochmal Danke an Kristin Wilkens, Adeline Laplaud und Andreas Stein für die ganze Organisation von Praktikumsplatz über Unterkunft bis hin zu Stipedium, Versicherungen und allem was dazugehört. Ich hatte dadurch einen sehr sorglosen Aufenthalt.

Mein Arbeitsplatz - hangemachte Mon Cheries
Mein Arbeitsplatz – hangemachte Mon Cheries
Handgemachte Mon Cheries
Handgemachte Mon Cheries

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Dune du Pilat
Dune du Pilat
Es weihnachtet in der Chocolaterie
Es weihnachtet in der Chocolaterie

Als Konditorin nach Frankreich – Nanetta Ruf

Süße Grüße aus Bordeaux

Salut aus Bordeaux,

4 Wochen verbringe ich in dieser wunderschönen französischen Stadt um einen Einblick in die französische Pâtisserie und Chocolaterie zu bekommen. Da ich leider an dem Frankreich Schüleraustausch während meiner Konditorlehre nicht teilnehmen konnte habe ich mich trotz abgeschlossener Lehre dafür entschieden ein unbezahltes Praktikum in Frankreich zu machen. Einfach um neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln, und selbst zu erleben, wie sich die Arbeitsweisen, Produkte und Rezepturen unterscheiden und vielleicht rauszufinden was das Geheimnis ist, dass die Franzosen in der Pâtisserie eindeutig die Nase vorn haben. Dank einem Erasmus Stipendium über das 3K-Aktiv Programm werden auch zumindest die Kosten für Unterkunft, Anreise und ein wenig Verpflegung gedeckt.

Zunächst war ich natürlich furchtbar aufgeregt. 4 Wochen ganz alleine in einer fremden Stadt. Verständigung auf Französisch, das hab ich zwar vor vielen Jahren mal in der Schule gelernt aber außer im Restaurant oder Einkaufsladen im Urlaub noch nie in der Praxis angewendet. Neue Arbeitsweisen und fremde Kollegen… usw. …was einem da eben alles so durch den Kopf schwirrt. Dank einer wunderbaren Frau von der Handwerkskammer in Bordeaux wurde mir der Einstieg aber so einfach und nett wie nur möglich gestaltet. Sie holte mich am Bahnhof ab, hat mir die Unterkunft gezeigt, ist mit mir den Weg zum Arbeitsplatz mit dem Bus gefahren und hat mir sogar die erste Wochenkarte spendiert.

Schnell habe ich festgestellt, dass die Franzosen ganz angetan sind, wenn man zumindest Versuche startet sich mit Ihnen auf Französisch zu verständigen, und sich dann auch Mühe geben sich verständlich auszudrücken und langsam mit einem sprechen. Nach den ersten Tagen Eingewöhnung hat das schon viel besser funktioniert als zu Beginn noch befürchtet. Vor allem während der Arbeit, wenn man viele Dinge erklärt und gleichzeit auch gezeigt bekomm lernt man schnell die neuen Vokabeln und Ausdrucksweisen.

Die erste Woche habe ich in der Pâtisserie von Luc Dorin verbracht und habe gleich festgestellt, dass die Produktpalette einer französischen Pâtisserie sich ganz deutlich von einer deutschen Konditorei unterscheidet. Runde Torten, von denen einzelne Stücke abgeschnitten und verkauft werden gibt es hier nicht. Alle Produkte sind kleine Einzelstücke, in verschiedensten Formen, runde Tartelettes, eckige Tartelettes, rechteckige Streifen, kleine Runde Kuppeln, Éclairs etc., die zum einfachen Transport gleich jedes auf einem passenden goldenen, silbernen oder schwarzen Papptablett sitzen. Alternativ dazu kann man ganze Torten oder Tartes erwerben, die oft auch eckig sind und dann ausgewählt werden wenn man etwas für mehrere Personen benötigt. Desweiteren kann man im Laden Brote, Baguettes, Croissants, Brioches, Meringen, Tuilles (Kekse), Quiches und eine breite Palette an Pralinen und anderen Chocolaterie Produkten erwerben.

Die Nachmittage verbringe ich meist in der Stadt, zu sehen gibt es hier viel, entweder kulturell, viele gothische Kirchen, Teile der Stadtmauer mit alten Toren, Denkmäler oder Museen (z.B. das Maison ecocitoyenne mit vielen Anregungen über nachhaltige Lebensweise fand ich sehr interessant), viele schöne kleine ausgefallene Läden und auch den ein oder anderen mit Backzubehör, was man so in Deutschland nicht so einfach in den Läden rumstehen sieht. Den Freitag habe ich zum „Kinotag“ gemacht um einfach noch was für mein Französisch zu tun, und bei noch erstaunlich sonnigen und verhältnismäßg warmen Tagen locken auch viele Parks die sich etwas außerhalb des Zentrums befinden (z.B. der Park Bordelaise mit einem kleinen Tierpark heimischer bedrohter Tierrassen, der Park Majolan mit wunderschönen Grotten oder der Park Iris wo man vom anderen Garonne Ufer wunderbare Ausblicke hat auf das Stadtzentrum und den Sonnenuntergang über der Stadt ansehen kann). Auf der großen Uferpromenade an der Garonne kann man am Wasser entlangschlendern oder joggen gehen, da gibt es auch Basketball- und Volleyballfelder, Halfpipes und viele spannen Slacklines zwischen den Bäumen auf. Einen Abend habe ich mich im Trampolinpark (trampolinepark.fr) ausgetobt. Das ist riesiger Spaß auf einer großen Fläche mit Riesentrampolinen und Schnitzelgrube und auch mal bei schlechterem Wetter wunderbar geeignet.
Ihr seht Bordeaux hat einiges zu bieten, mir wird nicht langweilig und die anfänglichen Zweifel oder Anflüge von Heimweh sind schnell vergangen. Wenn man sich drauf einlässt kommt man auch gut mal alleine zurecht und auf zu Hause freuen darf man sich ja auch wieder 🙂img_7887