Apprenticeships around the World

Woche zwei in Vicenza

Meine zweite Woche in Vicenza. So langsam gewöhnt man sich an alles. An die Menschen, die Sprache, die Stadt und vor allem die Arbeit. Ich muss sagen, dass ich meine Arbeit hier wirklich liebe. Meine Kollegen und der Chef sind super. Die Arbeit an sich lustig und lehrreich. Die Kommunikation war nicht immer leicht, doch egal wie, wir haben es bisher gut hinbekommen. Ich bereue keine Sekunde hier zu sein. Um es kurz zu fassen: Ich bin glücklich. Das ist das was wirklich zählt. An der Arbeit haben wir uns schon ein wenig eingespielt. Klar, dass man am vierten Tag noch nicht alles kann und weiß, aber ich habe mein bestes gegeben. Morgens gegen sieben Uhr, trinken wir alle erst ein mal einen Kaffee zusammen. Ich finde, das schweißt schon sehr zusammen. Man unterhält und lernt sich besser kennen. Ich schätze meine Arbeit und meine tollen Kollegen.

Ich denke, das was noch wichtig ist die Tatsache, dass ich wirklich geflasht war, als ich die Bäckerei betreten habe. Sie ist so schön eingerichtet und die Produkte, die dort verkauft werden, sind qualitativ sehr hochwertig und sie schmecken sehr gut. Der erste Eindruck zählt. Es wird allem mit Liebe hergestellt, präsentiert und verkauft. So etwas macht mich fröhlich.

Panificio Zuccon ist ein wirklich sehr schöner Betrieb. Diese Familie ist so lieb und schließt einen sofort ins Herz. Solche Menschen sind die Besten!

Die Woche verging durch den Spaß am Arbeiten und Lernen wirklich schnell.

Als ich am Montag, 19.03, an die Arbeit kam, sagte Cristiano, er hätte einen Brief für mich, den ein andere Azubi geschrieben hat, der in einer anderen Bäckerei arbeitet. Ich versuchte ihn zu lesen, aber es war so unordentlich, dass ich leider nichts erkennen konnte. Ich steckte ihn in meine Tasche und vergaß, dass ich ihn hatte. Drei Tage später, also am Donnerstag, ging ich mit Giuseppe in die Stadt und wir waren in einem Schuhladen. Dort trafen wir zwei Leute die deutsch sprachen. Ich habe sie gar nicht mitbekommen, bis Giuseppe die beiden ansprach und fragte, ob sie hier Urlaub machen. Daraufhin meinte der Mann, dass sie ein Praktikum mit Eurocultura machen. In dem Moment ist mir der Brief eingefallen und ich fragte, ob er der wäre, der mir diesen hinterlassen hat. Er bejate. Wir haben uns noch nie vorher gesehen und dann durch Zufall an diesem Tag. Wir kamen ins Gespräch, tranken dann noch einen Aperol Spritz und die beiden nahmen uns mit zu ihren Freunden. So lernten wir noch einige Leute kennen, die wirklich sehr sehr nett waren/sind. Abends gingen wir Pizza essen und lernten uns noch weiter kennen. Leider flogen alle aus der Gruppe am Samstag nach Hause, so hatten wir nur den einen Tag mit ihnen. Wir tauschten vorher aber unsere Nummern aus, so dass wir in Kontakt bleiben können!
Solche Zufälle sind doch die Besten. Selbst am nächsten Tag war ich noch so begeistert und erfreut, dass wir die beiden durch Zufall getroffen haben.

Am Wochenende war ich mit Giuseppe und Daniel in Mailand. Wir waren lang unterwegs, aber es hat sich definitiv gelohnt. Wir hatten viel Spaß und konnten viel sehen. Die zwei sind echt gute Menschen. Ich bin froh, dass wir uns so gut verstehen und unsere freie Zeit gemeinsam verbringen..

Wir drei haben immer so viel Spaß und Freude, das ist unglaublich. Wir kennen uns erst zwei Wochen, aber mir kommt es schon so viel länger vor. Nochmals danke meine lieben. Ihr macht die Zeit hier noch viel besser.

Bisher sind zwei Wochen um. Ich muss jetzt sagen, dass ich noch immer glücklich und zufrieden bin. Ich freue mich definitiv auf die kommende Zeit!

– Laura

 

 

Die erste Woche in Vicenza

Nach langer Wartezeit und mit viel Nervosität ging es am 11.03 endlich nach Italien. Ich war ziemlich lang unterwegs, weshalb ich nicht wirklich entspannen konnte, aber die Fahrt war doch ganz angenehm. Wenn man mit dem Zug reist, sieht man viele Städte und Landschaften, die sonst meist unentdeckt bleiben.

Mein erster Aufenthalt, nach etwa drei Stunden Zugfahrt, war in München. Es ist eine wunderschöne Stadt, mit vielen netten Menschen. Ich hatte etwa 45 Minuten Zeit um mein Gleis zu finden und um mir einen kleinen Snack zu holen. All das hat natürlich ganz gut geklappt. 15 Minuten vor Abfahrt stand der Zug bereits da und ich beschloss, meinen Platz zu suchen und mich zu setzen. Ich wusste, diese Fahrt wird lang, denn bis nach Vicenza musste ich noch etwa sechs Stunden fahren.

Ich versuchte mich ein wenig an das Italinische und lernte Basics wie „Wie geht es dir?“, „Hallo“, „Tschüss“ und und und. Das hat alles ganz gut geklappt, denn Wochen bevor ich fuhr, habe ich schon angefangen zu lernen Doch je näher ich Vicenza kam, desto nervöser wurde ich und ich vergaß wieder alles. Ich fing von neuem an zu lernen. Denn ohne ein bisschen sprechen zu können, wollte ich nicht ankommen. Bis dahin lief alles wirklich gut und zwischenzeitlich genoss ich wirklich die Aussicht.

 

 

 

 

 

Nach langer Zugfahrt bin ich auch endlich an meinem eigentlichen Zielort angekommen. Aber was wäre das für eine Reise ohne meine Tollpatschigkeit. Der Zug hielt an der Haltestelle Vicenza, ich stand mit noch ein paar Leuten an der Tür, doch diese ging nicht auf. Panik stieg in mir auf. Das war definitiv nicht geplant. ich versuchte an eine andere Tür zu gelangen, aber diese war zu weit entfernt und der Zug fuhr weiter. Blöd gelaufen. Gut dass ich eine Ansprechpartnerin bei Eurocultura hatte und sie sagte mir direkt, mit welchem Zug ich zurück fahren kann. Gesagt, getan. Mit etwa fünf Minuten verspätung kam ich dann an unserem Treffpunkt an. Dort wartete Marta (Mitarbeiterin von Eurocultura) und Liliana (meine Gastmama) auf mich. Sie stellte uns einander vor und wir fuhren nach Hause. Dort wartete ein Essen auf mich. Wir aßen, unterhielten uns und dann ging ich auch schon zu Bett. Der Tag war lang und ich sehr müde.

Am nächsten Tag sollte ich zu einem Treffen mit Eurocultura. Ich war nervös, denn alleine in einer fremden Stadt ist oft nicht einfach (mittlerweile habe ich mich dran gewöhnt). Als ich dort ankam, saß in dem Raum schon ein junger Mann, sein Name ist Giuseppe, er ist 20 Jahre alt und ist genau wie ich, vier Wochen in Vicenza. Er lernt gerade den Beruf Maler und ist im zweiten Lehrjahr. Wir saßen einige Zeit und unterhielten uns. Dann kam noch ein junger Mann in den Raum, es war Daniel, ebenfalls 20 Jahre. Er ist für fünf Monate hier und hat schon ausgelernt. Es war schon spannend die beiden kennenzulernen. Mittlerweile verstehen wir uns super gut und sind gute Freunde geworden. Nach dem Gespräch sind wir drei mit Marta in ein Café. Dort tranken wir einen Kaffee und gingen dann. Daniel, Giuseppe und ich waren dann noch ein wenig einkaufen. Am Nachmittag sind Daniel und ich spazieren gegangen um die Stadt ein wenig kennenzulernen. Es war wirklich schön und das Wetter ist nach wie vor super!!

 

 

 

 

 

Am 13.03 hatten wir ein kleines Vorstellungsgespräch. Natürlich war ich nervös aber ich war gut vorbereitet und dachte, es kann nichts schief gehen. Naja, wie auch immer. Als ich vor meinem Chef, in dieser wunderschönen Bäckerei stand, hatte ich alles vergessen was ich sagen wollte. Gut dass ich mir Notizen gemacht habe. So konnte ich doch noch etwas erzählen. Das Gespräch ging nicht lang, weshalb ich wieder früh zu Hause war. Mittags, als die beiden Jungs mit ihrem Gespräch fertig waren, trafen wir uns und aßen eine Pizza zu Mittag. Sie war unfassbar gut. Dafür war das Wetter nicht mehr so gut. Es fing an zu regnen. Nicht so motivierend, denn am Nachmittag hatten wir eine Stadtführung. Glücklicherweise wurde das Wetter besser und wir konnten die Führung genießen. Vicenza ist eine wundervolle Stadt.

Nach der Führung ging es nach Hause und direkt ins Bett. Ich musste am nächsten Morgen um 02:00 Uhr aufstehen, denn mein erster Arbeitstag begann. Wenn ich jetzt sage, dass ich aufgeregt war, ist das wahrscheinlich untertrieben. Ich war gespannt auf meine Arbeit, auf meine Kollegen und natürlich auf alles neue, was ich sehe oder lerne. Der Tag ging so schnell rum, ich war schon leicht traurig, als ich nach Hause sollte. So viel Spaß am Lernen und Arbeiten hatte ich lange nicht mehr. Vieles war anders, denn wenn man von einer großen Bäckerei in eine kleine kommt, muss man sich erstmal an die Herstellung und an die Mengen gewöhnen. Aber es ging. Die ersten drei Arbeitstage vergingen so schnell. Mein erstes Wochenende in Vicenza. Am Samstag fuhr ich mit Daniel und Giuseppe nach Venedig. Diese Stadt hat mich so verzaubert. Ich glaube, ich habe noch nie eine so schöne Stadt gesehen. Wir verbrachten dort den ganzen Tag, aßen zu Mittag und später gab es noch ein Eis (das beste, welches ich in meinem ganzen Leben je gegessen habe). Am Abend fuhren wir zurück und gingen nach Hause.

Sonntag waren wir einfach draußen. Saßen in einer Bar und tranken ein Bier und aßen ein Stück Kuchen. Die Zeit mit den Beiden schätze ich sehr, denn sie sind sowas wie eine Stütze. Wenn man lange und weit von der Familie und den Freunden weg ist, braucht man jemanden, der in der Nähe ist. Mit dem man reden oder sich ablenken kann. Danke an euch, ihr seid wirklich toll!!

-Laura

 

2 Woche in Vicenza

Jetzt ist die 2 Woche auch schon vorbei…

Ich Arbeite von Montags bis Freitags von 8 bis 18 Uhr.

Größtenteils wechseln wir hier Gasthermen mit einem für mich neuem System.

Die Verständigung klappt auch schon besser. Also alles in einem ist alles Supi 🙂

Am Wochenende waren wir in Verona. Dort haben uns die Arena und die die Stadt angeschaut.

Heute sind wir auf dem Monte Berico und genießen die Aussicht in der Sonne☉

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1 Woche Vicenza….

Am Ankunftstag war alles ein wenig ungewohnt…. Neue Leute und die Gastfamilie.

Die ersten Tage gab es eine Einführung in das Programm und das Vorstellungsgespräch im Betrieb….

Ab Mittwoch ging es dann los mit Arbeiten. Ich versteh zwar nicht alles aber mit Händen und Füßen kann man sich gut unterhalten:)

Am Wochenende waren wir dann mit der Gruppe in Venedig ( Venezia) und haben den WOW Effekt erlebt….

 

Finale und meine drei V’s

Meinen letzten Eintrag für euch schreibe ich im Zug. Vor mir liegen jetzt 13 Stunden Fahrt und hinter mir vier italienische Wochen, die mir wie eine einzige vorkommen.

Vorhin auf dem Bahnsteig kam zum Glück doch noch die Sonne raus. Nach zwei verregneten Tagen konnte ich mein Gesicht noch einmal ihr entgegen strecken und dabei den Glocken vom Monte Berico zuhören. Einen Klang, den man in der ganzen Stadt hört.

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Auch jetzt scheint mir die Sonne voll ins Gesicht, während an den Fenstern die Landschaft vorbeifliegt. Sie ist mir bekannt und fühlt sich schon ein wenig vertraut an. Von meiner Anreise, sowie meinen Fahrten nach Desenzano und Verona habe ich sie noch im Kopf.
Ich habe ein Abteil für mich und genieße die Ruhe und die Ausblicke.

Die vergangene Woche war ein wenig ungewiss. Irgendetwas war anders, als in den letzten Tagen und wir Praktikantinnen verstanden nicht was Sache war. Wir beide hatten mehr das Gefühl im Weg zu stehen, als Hilfreich zu sein, was wohl auch daran lag, dass es ab Mittwoch Dienstag keinerlei Aufgaben mehr gab, die wir beide hätten erledigen können. Im Moment arbeitet das Atelier an Herrenkostümen im Stil des 18. Jahrhunderts. Getragen werden sie von einem Ensemble, dass die Musik dieser Zeit spielt. Nachdem Aurélie und ich zwei Tage damit zugebracht hatten Knöpfe zu beziehen, Knopflöcher aufzuschneiden und die Knöpfe anzunähen, hatte die Chefin der Schneiderei leider keine Aufgabe für uns übrig. Sie ist eine freundliche, aber trotzdem strenge Frau, die bei Praktikanten wohl eher selten zweite Chancen vergibt. Weil Aurélie in ihrer ersten Woche ein Knopfloch aus Versehen zu weit aufgeschnitten hatte, ließ sie sie kein einziges weiteres Knopfloch aufschneiden und betonte bei der Erklärung, was zu tun sei immer wieder, dass nur ich die Knopflöcher aufschneiden dürfe!
Leider durften wir beide bis dahin auch kaum an der Maschine nähen, da wir zur Zuarbeit eingesetzt wurden. Es ist nicht so, dass ich nicht gerne Knöpfe annähe, es ist ein entspannte Arbeit, aber sie fordert nicht und ich hätte gerne mehr geholfen. Zudem verstehe ich nicht, warum ich die Dinge, die ich zusammen stecke nicht in einem Arbeitsfluss direkt auch selber zusammennähen darf.

DSC_0520Aber wir haben schnell begriffen, dass man besser nur das tut, was einem gesagt wird. In einem Moment, in dem ich nichts zu tun hatte wollte ich Aurélie helfen und wurde sehr streng zurück gerufen. Der Umgang mit uns beiden blieb etwas strenger und nach dem wir auch darauf hingewiesen wurden nicht zu lachen, fragten wir uns schon, ob wir irgendwann einen Fehler gemacht hatten. Was das eigentliche Problem war, werden wir aber wohl nicht herausfinden, weil uns da leider nach wie vor die fremde Sprache im Weg steht.
Ich denke nach der ersten Euphorie, dort arbeiten zu dürfen, begriff ich in der letzten Woche, dass es sich bei diesem Atelier auch einfach um einen Betrieb handelt, der seine Aufträge erledigen muss und das ein, oder andere Mal dadurch in Stress gerät. Und da können fragende Praktikanten auch mal lästig sein.
Ich hatte das Glück, dass eine Kollegin mich bat ihr dabei zu helfen eine Stoffbahn auf dem Zuschneidetisch zurechtzulegen, mir danach erst ein Schnittmuster und dann eine Schere in die Hand drückte. Und ehe ich es begriffen hatte half ich beim Zuschnitt von drei Kostümjacken.

Die letzten Stunden wurde uns dann Zeit gegeben Durch die Werkstatt und alle anderen Räume zu gehen, Fotos zu machen, und an Aurélies Praktikumsbericht zu arbeiten. Zudem erlaubte uns Stefano auch ein, oder zwei Kostüme auszuprobieren!
Am Mittwoche lernte ich Marie kennen. Ebenfalls eine deutsche Praktikantin, die noch zwei Woche in Venedig arbeiten wird. Während sie sich um Knopflöcher und Knöpfe für die Kostümwesten kümmerte wurde Aurélie und mir gesagt wir könnten uns doch etwas als Andenken nähen und so patchte ich los. Genauso wie in der ersten Woche kam ich mir wie eine totale Anfängerin vor, weil ich mich wieder an die Maschinen und das komplette andere Arbeitsmaterial gewöhnen musste.
Ich muss wirklich sagen, dass ich mir sehr auf meine Scheren und Nadeln in Deutschland freue. Einerseits, weil ich dort einfach permanent meine eigenen habe und nicht schauen muss, wo gerade eine frei ist. Andererseits, weil sie einfach besser schneiden!
Als ich mich dann aber am Freitag bei allen verabschiedete und mich für die Zeit bedankte hatte ich schon das Gefühl, dass viele es schade fanden, dass Aurélie und ich gingen und wir wurden gebeten uns doch das ein oder andere Mal wieder zu melden.
Abends, als mir Federica dann mein Zertifikat gab, sagte sie mir, dass mein Praktikumsbetrieb sehr positiv von mir gesprochen hat und Stolz auf mich sei. Das freute mich natürlich sehr, verwunderte mich aber auch nach dieser verrückten vergangenen Woche.

Die Landschaft wird langsam schroffer und die Berge rücken rechts und links immer näher. Ich bin gerade seit einer Stunde unterwegs und es ist noch eine Stunde bis Bolzano. Durch das Tal schlängelt sich ein Fluss, entlang dem so weit das Auge reicht Weinfelder liegen. Genau wie auf der Hinfahrt, finde ich diese Landschaft wirklich faszinierend. Sie ist wie ein Überraschungsei. Die Berge schieben sich so ineinander, dass man sich immer fragt, wo denn da eine Bahnlinie, geschweige denn eine vierspurige Autobahn lang laufen kann. Aber es findet sich immer ein Weg. Genauso ist es immer wieder unfassbar, wenn man auf dem höchsten, schmalsten Felsvorsprung eine Burg erkennt und man sich fragt, wie die gebaut werden konnte.

Die letzte Woche war auch durchzogen von Abschieden und meiner Fassungslosigkeit wie unbemerkt schnell vier Wochen vorübergehen können. Ich hatte sehr großes Glück. Ich dachte lange Zeit, dass ich nach Glasgow gehen würde und endlich mal Schottland kennen lernen würde. (Und das alles nur wegen „Outlander“. Ich wollte die Landschaft der Serie kennenlernen).
Aber mir hätte nichts besseres passieren können, als für vier Wochen nach Vicenza zu gehen und in Venezia arbeiten zu dürfen. In einem Atelier, dass für die Outlander-Produktion gearbeitet hat. (Da schließt sich der Kreis wohl wieder.)
Ich habe wundervolle, schöne Städte kennengelernt: Verona – Vicenza – Venezia. Meine drei V’s die ich unbedingt wiedersehen möchte.
Ich habe tolle Menschen kennengelernt die ich hoffentlich wiedersehen werde!
Wer weiß wann.

P1020070Und bis dahin heißt es: „Mille Grazie a tutti! Thank you so much for everything! Merci beaucoup Vincent <3! Vielen vielen Dank für diese wunderbare Zeit!“

Ich werde jetzt meine Aussicht genießen, die letzten italienischen Momente einfangen und eine Runde Schlaf nachholen.

Arrivederci a tutti!
Eure Clara

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Julia und die Touristen

Der Tagesausflug nach Verona hat mir nicht nur das Kennenlernen einer anderen bezaubernden Stadt gebracht, sondern auch die letzte Woche meines Praktikums eingeläutet.

P1020022Verona ist wirklich einen Ausflug wert. Es ist zwar die erste Stadt, in der erstmal nicht klar ist, wie man in das Stadtzentrum gelangt, aber hat man es einmal gefunden eröffnet sich einem eine sehr schöne Architektur. Als erstes findet man die Arena Verenas vor. Ein kolossales Gebilde, das die Jahrhunderte fast ohne Probleme überdauert hat. Im Jahr 30 n. Chr. wurde es außerhalb der Stadt Verona erbaut und diente in erster Linie zur Unterhaltung der Bevölkerung durch Gladiatoren- und Tierkämpfe. Mit ihrer ursprüngliche Größe steht die Arena an vierter Stelle der in Italien liegenden Arenen. Leider sind nicht mehr alle erbauten Ringe erhalten. Nachdem im 12. Jahrhundert die Arena von einem Erdbeben erschüttert wurde, diente sie der Stadt als Steinbruch, was dazu führte, das von dem äußersten Ring nur noch vier Bögen stehen. Von den Italienern wird dieser Teil „l’ala“ also auf deutsch „der Flügel“ genannt.
Seit dem 20. Jahrhundert wird die Arena jetzt als regelmäßige Schauspielstätte verwendet und auch diesen Sommer wird es wieder einen Opernsommer geben.

P1010967Von der Arena führte unser Weg durch die Altstadt zu dem wohl bekanntesten Ort Veronas: Julias Haus. Ich war furchtbar aufgeregt endlich mal in dem Innenhof des Hauses der Capulets zu stehen. Leider war es dadurch umso enttäuschender dort zu sein. Durch Erzählungen und den Film „Briefe an Julia“ hatte ich geglaubt, dass es ein schöner, romantischer Ort sei, der noch nicht komplett dem Tourismus verfallen ist.

Im Innenhof steht eine Bronzestatue der Julia und es gibt einen Brauch, eigentlich zwei: verzweifelt Verliebte sollen dort hinkommen und die Brust Julias berühren, diese Berührung soll Glück bringen. Man kann auch noch einen Brief an Julia schreiben wodurch die Sicht auf die Dinge klarer werden soll. Diese zwei Bräuche werden auch betrieben, aber in einem Maße, den ich nicht erwartet habe und nicht unterstütze. Der Anblick hat nichts schönes, denn man sieht im Grunde nur laute Menschen, Handys und überall Kaugummis und Eddingnotizen an den Wänden. Sogar einen kleinen Laden, der Liebesschlösser verkauft ist vorhanden. Ein Foto von der Statue allein zu bekommen ist kaum möglich, denn kaum hat einer sie verlassen steht schon der nächste neben oder hinter ihr um die Brüste zu begrapschen. Vielleicht habe ich da sehr spießige Anschichten, aber ich finde, das leider sogar dieser Ort touristisch verramscht ist.
Wir haben uns dann noch die Zeit genommen und haben uns das Haus von innen angeschaut, denn das ist noch genauso erhalten, wie es im Ende des sechzehnten Jahrhunderts ausgeschaut hat. Man erkennt sofort in welchem Reichtum die Capulets gelebt haben. In jedem der unzähligen Zimmer befindet sich ein Kamin und Malerein an den Wänden. Auch das ausgestellte Bett, sowie die Kleidung zeigen den Reichtum auf. Die Räume sind zudem noch mit Bildern zu dem Thema „Romeo und Julia“ ausgestattet. Es haben sich sehr viele Künstler diesem Paar gewidmet. Natürlich stellt man sich dann auch auf den Balkon der Julia und schaut von oben auf die Meute im Innenhof herunter.

P1010988Über die Straße, in der man Julia findet, gelangt man auf einen Marktplatz auf dem vier Säulen stehen. Auf jeder findet man eine andere Statue. Auf der ganz linken trohnt der Venezianische geflügelte Löwe, den man natürlich in Venezia findet, aber auch in Vicenza. Er steht dafür, dass das Venezianische Reich sich nicht nur auf die Lagunenstadt beschränkt war, sondern auch bis Verona reichte.

Weiter ging es Richtung Fluss. Die Etsch schlängelt sich S-förmig durch die Stadt und wird an vielen Stellen von Brücken überspannt. Die Scaligero, auch Ponte de Castelvecchio ist sehr besonders, da sie in einer Festungsanlage endet. Die Brücke an sich ist schon fast eine Burg und fällt nicht nur wegen ihrer Zinnen auf. Sie ist auch die einzige Brücke, die aus leuchtend rotem Stein gebaut wurde und zur Burg hin leicht ansteigt.
Sie wurde im 14. Jahrhundert erbaut und diente dem Herrscher als sichere Fluchtmöglichkeit aus der Stadt. Sie ist so stabil gebaut, dass sie allen Fluten, die die Stadt erlebte Stand hielt und erst während des 2. Weltkrieges durch Bomben zerstört wurde. Ende der vierziger Jahre wurde die Ponte Scagliero schon wieder Originalgetreu aufgebaut.
Am Fuße der Brücke befindet sich ein kleiner begehbarer Steinstrand, der vielen Jugendlichen als Treffpunkt und uns als Pausenort dient.
Die Atmosphäre in Verona ist sehr angenehm und auch hier gilt: am schönsten ist die Stadt, wenn man sich von den Touristenpfaden löst und in die ruhigeren kleinen Gassen einbiegt.

Im Moment kann ich es gar nicht begreifen, dass schon drei Wochen vergangen sind und ich in einer Woche um diese Uhrzeit wieder zu Hause bin. Die Zeit ist wirklich geflogen und ich würde gerne noch etwas länger bleiben, weil ich denke, dass ich langsam soweit bin, dass ich auch die Sprache lernen kann. Ich hätte nie gedacht, dass ich mich so schwer tun würde italienisch zu lernen und zu sprechen. Und wahrscheinlich bin ich die einzige Praktikantin, die aus Italien zurückkommt und mehr englisch sprechen gelernt hat, als italienisch.
Außerdem kann ich mittlerweile wirklich sagen, dass ich mich hier gut eingelebt habe und ich mich in Vicenza und Venedig sher wohl fühle. Es ist immer ein gutes Gefühl, wenn Wege selbstverständlicher werden und man sich langsam zu der Stadt gehörig fühlt.

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Zudem wird es hier langsam wunderschön. Jeden Tag wird es ein wenig grüner und wärmer. Eine Strickjacke und Sandalen reichen völlig aus um vor die Tür zu gehen und eine Sonnebrille sollte man auf jeden Fall immer im Gepäck haben!

A presto                   eure Clara

La Fenice – Der Phönix

Ich hatte zwar den Karfreitag nicht frei, dafür aber den Dienstag nach Ostern und weil ich mal ein bisschen Ruche brauchte und ein wenig für mich sein wollte nutze ich den freien Tag um nach Venezia zu fahren und es in meinem eigenen Tempo zu erkunden.

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Ich hatte einer Freundin versprochen nach zwei Schuhmachereien zu schauen, schlug ich den Weg ins Zentrum ein. Ich dachte, dass es wir bei unserem ersten Venedigbesuch einen Fehler gemacht und uns nicht das Zentrum angeschaut hatten. Ich schlug also den Weg in das Zentrum Venedigs ein und stellte erstaunt fest, das Wohnviertel der Hauptinsel, aber keine Touristenläden gefunden zu haben. Abseits der Touristenströme, dem Deutsch, Englisch, Französisch und Chinesisch genoss ich die Ruhe und schlängelte mich durch Gassen, über Brücken und Kanäle Richtung Rialtobrücke.

Schon einige Male habe ich jetzt, zu meiner eigenen Verwunderung, Flixbusse auf dem Weg nach Venedig zu Gesicht bekommen. Während ich feststellte, dass das für mich ganz ungewöhnlich war fiel mir auf, dass ich mir noch keinerlei Gedanken, über alltägliche, gewöhnliche Dinge, wie Supermärkte, Schulen, Kindergärten und andere öffentliche Gebäude gemacht hatte. Okay, einen Supermarkt habe ich neben unzähligen Kirchen im Stadtzentrum Veneziens gefunden, aber wo sind die Schulen?

Ich habe das Gefühl, dass man sich als Tourist gar keine Gedanken über so etwas macht. Es zählt hauptsächlich, wo man Andenken und etwas gutes zu Essen findet.

Nun gut. Ich fand die beiden Schusterwerkstätten, konnte aber leider nur die Schaufenster betrachten, weil sie geschlossen waren.

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Giovanna Zannella, die Schuhmacherin des einen Ladens, muss eine verrückte Frau sein, zumindest deuten ihre ungewöhnlichen, handgefertigten, Schuhe daraufhin! Es muss toll sein bei ihr ein Praktikum machen zu dürfen, nicht nur weil man sicherlich in ein tolles Ambiente eintauchen kann, sondern weil bei dieser guten Umsetzung von Kreativität auch handwerkliches Geschick da sein muss!

Wer einmal auf Signora Zannellas Website vorbeischauen möchte, hier ist der Link:

http://www.giovannazanella.it/

Nach zwei Stunden stellte ich erstaunt fest, dass ich schon fast alles erledigt hatte und auch kein Bedürfnis mehr hatte mir weitere Gassen, Kanäle und Brücken anzuschauen, weil mir sich das Prinzip Venezias erschlossen hatte und ich wenn dann runter von der Hauptinsel musste um noch einmal etwas Neues zu sehen. Hierzu muss man sagen, dass die Fahrten mit Wassertaxis, Gondeln und sogar Vaporetti sich etwas kosten lassen!

Da ich aber im Moment einen Fall des Comissario Brunetti lese, war es mir ein Anliegen einmal das „Gran teatro la fenice“ zu sehen und nahm daher auf dem Rückweg einen kleinen Umweg.

Das Theater la Fenice ist wirklich weltberühmt und deswegen erwartete ich eine sehr großes Bau mit großem Theatervorplatz. Entgegen aller meiner Erwartungen fand ich aber ein Gebäude vor, dessen Fassade sich gut in die Häuserreihe einfügt und genauso gut eine Venezianische Kirche hätte sein können. Genauso bescheiden, wie die Front des Theaters ist die am Wasser liegende Rückseite des Theaters. Während am Haupteingang immerhin noch ein Schild „Gran Teatro la Fenice“ und Konzertankündigungen auf das Theater aufmerksam machen, zeigen am Wassereingang nur goldene Phönixe an, um was es sich handelt.

Aber was an der Außenmauer gespart wurde bekommt man innen mindestens doppelt und dreifach zu Gesicht.

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Der Name „La Fenice“ , also auf Deutsch „der Phönix“, ist nicht zufällig gewählt. In seinen knapp 250 Jahren hat das Theater schon das ein oder andere Feuer gesehen, zuletzt 1996, und wurde trotzdem wieder und wieder neu aufgebaut. Sogar bei den letzten Aufbauarbeiten, die 2003 abgeschlossen wurden, achtetet man genau auf die Originalskizzen, Fotografien und Modellbauten, die es von dem Theater gibt. Es ist quasi wie der Phönix aus der Asche wieder aufgebaut worden.

Innen wird man fast von den, mit Blattgold überzogenen, Fresken und Kronleuchtern erschlagen. Die Decke wird von einer Malerei geziert, einer optischen Täuschung. Obwohl der Deckenbau flach ist, erscheint er gewölbt. Im Himmel schweben die Musen und genau über dem Dirigenten befindet sich eine Uhr, die genau die Zeit anzeigt.

Was ich besonders an dem Theater fand, war, dass es immer noch die klassischen Logen mit einer großen Königsloge gibt. Es gibt kaum Parkettplätze, da die meisten Plätze in den kreisförmig angeordneten Logen untergebracht sind.

Die große königliche Loge hat sich über die Jahre aufgrund der politischen Lage Italiens, sowie den großen Brand 1996 besonders stark verändert. Heute findet man sie in den Farben Rot und Gold vor. Noch vor sechzig Jahren, war sie in Blautönen gehalten, wie der dritte Teil der Sissi-Trilogie zeigt.

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Aber nicht nur in der Farbgestaltung hat sie sich verändert und auch zeitlich angepasst, sondern auch in ihrer Größe und Aufteilung. Denn Italien hatte nicht schon immer nur eine Regierung, sondern war auch schon auf sechs Mächte aufgeteilt, was für dieses Theater bedeutete, dass für jede Partei eine Loge da sein muss. Also wurde die Königsloge kurzerhand herausgerissen, ebenfalls einige Nachbarlogen um Platz für sechs gleichgroße Logen zu schaffen. Kurz darauf, konnten allerdings wieder Renovierungsarbeiten vollzogen werden, da Italien, oder zumindest Norditalien von Österreich eingenommen wurde und man dann nur eine große Kaiserloge benötigte. Als Italien sich wieder selber regierte und es nur eine einzigen König gab, beschränkte man sich allerdings darauf, das königliche Wappen auszutauschen.

Nach wie vor gehört das Theater mit zu den besten Opernhäusern weltweit und ist nicht ganz sicher nicht nur wegen der Opern einen Besuch wert.

Von Endlosigkeit und rennender Zeit

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Seit zwei Wochen bin ich jetzt schon in Italien und ich habe das Gefühl sie sind geflogen. Die letzte Arbeitswoche ist vergangen wie im Flug, und das liegt, denke ich hauptsächlich daran, dass ich mich sehr wohl in dem Betrieb fühle. Im Grunde genommen unterscheidet er sich tatsächlich nicht so sehr von einem Theater. Er ist kleiner und hat keine Bühnen, was bedeutet, dass die Technikabteilung wegfällt. Aber es gibt eine Schneiderwerkstatt für Damen und Herren, Modisten und eine Requisite. Dazu noch Büros für die Verwaltungsarbeit, ein Fundus voller traumhafter Kostüme und ein Stofflager. Sogar Boxen für Durchsagen sind in jedem Raum angebracht, sowie Telefone. Das alles sorgt dafür, dass es mir sehr vertraut vorkommt.

Aber natürlich gibt es auch Unterschiede und die liegen, soweit ich das bisher erkenne konnte, hauptsächlich in der Qualität der Arbeitsutensilien. Die Scheren sind nicht so scharf, die Nadeln sehr verbogen und wann die Maschinen das letzte Mal wirklich gereinigt wurden, weiß ich auch nicht. Aber es wäre mal wieder nötig. Anders ist auch, dass jedem eine Maschine zugeordnet ist, man dadurch aber kaum nutzbare Arbeitsfläche hat, außer man geht an einen der zwei großen Zuschneidetische, was aber wiederum bedeutet, dass man die meiste Zeit am stehen ist, was ich weder kenne, noch gewöhnt bin, da wir in Deutschland alle einen Arbeitstisch haben und dann die Maschinen teilen. Auch die Bügelanlagen sind hier anders. Zwar handelt es sich um Dampfbügeleisen, wie ich sie kenne, allerdings kann man nur bei einer Anlage den Dampf absaugen und dass ist noch dazu kaum zu merken.

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Die letzte Woche war ich damit beschäftigt zuerst zuarbeiten zu machen, was ich auch gar nicht so schlimm fand. Denn es gab mir die Chance mich ohne große Fehler machen zu können einzugewöhnen und zu begreifen, wie gut ich die Sprache tatsächlich verstehe. Ich steckte also, bügelte viel und nähte Kleinigkeiten, was mich aber auch schon an meine Grenzen brachte. Und ich dachte immer Röllchen annähen wäre einfach!

Donnerstag und Freitag habe ich dann mit Aurélie in der Requisite verbracht. Zusammen mit Guilleme und Alberto haben wir Engelsflügel für den Verleih hergestellt. Dazu wurde Schaumstoff in Form geschnitten, mit Draht und Stofflagen beklebt und dann in wirklicher Geduldsarbeit, nach und nach mit Federn beklebt! Unfassbar, wie lange so etwas braucht und wie heiß Heißkleber sein kann.

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Zu Ostern haben Aurélie und ich uns überlegt, dass es nett wäre ein wenig Aufmerksamkeit zu zeigen und so bereiteten wir für jeden ein kleines Überraschungsgeschenk vor, was zu unserer Freude wirklich gut ankam!

Der Frühling hat hier in Norditalien nun endlich endgültig Einzug erhalten und ich habe das Glück, die Osterfeiertage am Gardasee zu verbringen. Für zwei Nächte bin ich dorthin gefahren und es war eine super Entscheidung. Wir hatten uns für den Ort Desenzano del Garda entschieden, etwa eine Dreiviertelstunde von Vicenza entfernt, an der Südspitze des Sees. Da unser Hotel ein Problem mit der Klimaanlage hatte wurde uns ein anderes angeboten. Und so verkürzte sich unser Weg zum See, von fünfzehn Minuten auf ganze dreißig Sekunden.

Der Gardasee hat eine unglaubliche Weite und Endlosigkeit und wird von eher kleinen Städten gesäumt. Zu erreichen sind sie zum Teil mit dem Zug aber in den meisten Fällen, wie zum Beispiel die Halbinsel Sirmione nur mit dem Auto, oder mit der Fähre.

Der Ort Desenzano ist an einem Hang gelegen. Die Innenstadt ist eine hübsche Ansammlung von Gassen in denen Cafes, Restaurants und kleinen Läden aneinandergereiht sind. Oberhalb thront eine noch belebte Burg, von der man die Weite des Gardasees gerade so erahnen kann und einen wirklich wunderbaren Blick erleben kann. Leider kann man sich das Gemäuer nicht von innen anschauen.

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Das Wasser des Sees ist klarer als so manches Meer, dass ich bisher gesehen kann. Man kann an sehr vielen Stellen bis auf den Grund schauen und die Fische schwimmen sehen. Leider war die Luft- und Wassertemperatur noch zu kalt für ein Bad im See, zudem war es schier unmöglich einen Strand zu finden. Die Promenade am See entlang besteht in Desenzano lediglich aus aufgetürmten Steinen, die sehr steil in das Wasser hineinreichen.

Auf der Hauptstraße, die direkt am Fähranleger liegt, war über das Wochenende ein kleiner Markt mit Italienischen und Südtiroler Spezialitäten aufgebaut. Es wurde Schmuck, aber auch Schokoladenspezialitäten, Käse und Brezeln, sowie Obst angeboten. Und da das Wetter zum ersten Mal, seitdem ich hier bin, auch am Abend noch toll war, saßen wir am Seeufer mit einer Schale wirklich schmackhafter Erdbeeren und schauten uns den dunkler werdenden Himmel und die immer leuchtenderen Lichter am gegenüberliegenden Ufer an.

Sirmione ist ein kleiner Ort, der wie ein Steg in den See hineinreicht. Schon die Römer nutzen die Halbinsel als Ferienort und erbauten dort Sommerpaläste. Die Grundmauern einer dieser Villen ist heute noch zu besichtigen, leider haben wir es bis zu der Spitze der Insel nicht geschafft, da die Gassen Sirmiones uns sehr im Griff hatten.

Beide Städte haben einen Venezianischen Charakter, nicht nur auf Grund der schmalen Gassen und der schönen Architektur, sondern auch aufgrund der unglaublich vielen Touristen, die sich in Irrsinnigen Menschenströmen von Laden zu Laden schieben!

Auch in Sirmione liegt eine Burg. Sie ist von einem Wassergraben eingeschlossen und hat tatsächlich einen eigenen kleinen Hafen. Die Burg markiert die schmalste Stelle des Ortes und teilt ihn. Um von einer Hälfte in die andere zukommen muss man durch einen Torbogen. Ein Akt, denn dort schieben sich dicht aneinander gedrängt von beiden Seiten die Menschen Zentimeter für Zentimeter vorwärts. Auch wir haben das gemacht, nur um festzustellen, dass wir von der schönen Altstadt auf die Hotelseite gelangt waren und es abgesehen von diesem Tor keinen einzigen Weg zurück gibt. Also alles wieder von vorne und ab durchs Tor. Für jeden, der Sirmione mit dem Boot besucht: es lohnt sich wahrlich nicht durch diesen Torbogen zu gehen, die Burg sieht auch von der sichtbaren Seite wunderbar aus, und nutzt lieber die Zeit in die andere Richtung zu gehen und schaut euch die Ruinen an der Nordspitze der Insel an, ich denke, das lohnt sich wirklich!

Auch wenn mein Ostern hier in Italien anders war, als ich es gewohnt bin konnte ich doch auf eines nicht verzichten: Mein Osternest!

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In diesem Sinne: Buona Pasqua e a presto, eure Clara

Ein Wunderland aus Geschichte und Seide

Zusammen mit Aurélie, einer französischen Praktikantin versuche ich seit Montag Italienisch zu verstehen und zu lernen, und es tut gut zu sehen, dass es nicht nur mir schwer fällt. Marina, die Chefin der Schneiderei, sowie alle Kollegen sprechen nur Italienisch mit uns. Tatsächlich kann Martha auch deutsch, was das ein, oder andere Mal sehr hilft.

Mein erster Tag im Atelier von Stefano, war sehr anstrengend für mich! Mir war nicht bewusst, wie schwer es mir fallen würde mich auf das Nähen und Italienisch verstehen zu konzentrieren. Heute und gestern dagegen waren aber entspannt, da ich mich langsam an den Arbeitsalltag in Italien gewöhne und ich es nicht ganz so schwer nehme, dass die neue Sprache nun mal nicht über Nacht perfekt im Kopf ist.

Gestern hatten wir zwei Praktikantinnen das Glück, dass wir zu einer Präsentation von Stefano dazukommen konnten und ein wenig über die Geschichte des Kostüms lernen konnten, was einerseits sehr interessant war, andererseits aber auch ein wenig eklig und abstoßend!

Stefano beschränkte sich auf das 16. bis 18. Jahrhundert, wobei ich erst zu Versaille-Zeiten dazustieß. Zu dieser Zeit waren besonders weiße Perücken in Mode. Bis heute habe ich mir nie groß Gedanken darüber gemacht, wie diese teils hoch aufgetürmten Perücken hergestellt wurden. Aber eigentlich ist ja klar, dass es damals nur Echthaarperücken sein konnten. Wie hat man jetzt aber die Haare so weiß bekommen, wie die Mode es verlangte (man muss bedenken, dass die Chemie zu dieser Zeit noch nicht so fortgeschritten war, wie heute!) ? Im Grunde genommen war es ganz einfach: man nahm das, durch das Alter, ergraute und weiß gewordene Haar Verstorbener und knüpfte Perücken daraus.

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Interessant ist es meiner Meinung nach zu wissen, wie eine bestimmte Form des Rokokokleides entstanden ist. Als das Panier in Mode kam, bestand ein solches Kleid, aus einem ausladenden Rock und eine sehr eng anliegenden Korsage, die bei der Schwangerschaft durchaus ein Problem darstellen konnte, da es nicht gut angesehen wurde, wurde die Schnürung offensichtlich lockerer gebunden.

Eine Frau hatte zu diesem Zeit meist maximal 5 Kleider im Schrank, da man für eines etwa zwanzig Meter und mehr benötigte und die Venezianische Seide nicht gerade Preiswert war.

Aus dem 18. Jahrhundert, zu den Zeiten von Marie Antoinette, kennt man aber ebenfalls Kleider, die Im Rücken eine Schleppe haben, welche am rückwärtigen Halsausschnitt in Falten gelegt wurde und den Rücken verhüllen. Die Korsage lag verdeckt auf der Innenseite und konnte unbemerkt loser gebunden werden. Diese Mode wir auf eine Schauspielerin am Hofe von Louis XIV zurückgeführt, die schwanger wurde, dementsprechend ihre Korsage lockerer binden, aber nicht zum Gespött der Leute werden wollte.

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Der Faltenrücken des französichen Kleides. Er verbarg die locker schnürbare Korsage

Belustigt, aber zu gleich ein wenig angewidert hat mich folgende Tatsache: Das Schoßhündchen. Das Schoßhündchen kam im 17. Jahhundert aufgrund fehlender Körperhygiene in Mode. Im Adel wollte man sich vom Pöbel abheben (braun gebrannt, athletisch, daher meist schlank), daher schminkte man sich sehr dick weiß, legte wenig wert auf die Figur (sie wurde ja durch das Korsett geformt) und aß soviel man konnte (das Geld dazu war ja da) und bewegte sich wenig. Durch diesen Zustand kam es, dass sich Ungeziefer auf dem Körper herumtrieb und für das Körper jucken sorgte. Abhilfe schuf man sich durch ein Schoßhündchen, es konnte auch eine Katzen sein, die man auf dem Arm herumtrug, in der Hoffnung, dass das Ungeziefer lieber auf ihnen Platz nahm.

Jetzt aber auch noch etwas zu dem Venezianischen Karneval. Wenn man in Venedig ist gehört es einfach dazu sich die Läden voller Masken anzuschauen und sich ein wenig mit dem Venezianischen Karneval auseinander zu setzen.

Durch die Zeit hinweg wurde in Venezia der Venezianische Karneval immer größer. Man sagt , dass er kurz nach Weihnachten begann und das ganze Jahr über dauerte. Was mit einem Spaß begann, wurde mit der Zeit immer gefährlich, und man sagt heute, dass der Venezianische Karneval unter anderem für das Ende des reichen Venetien geführt hat. Der Karneval gab jedem (besonders aber dem Adel) die Möglichkeit unerkannt zu bleiben.

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Zu der Kleidung gehörten ein schwarzer langer Capemantel mit kurzer Pellerine, sowie eine schwarze Haube, um die Weißen Haare zu verbergen, eine weiße grobe Maske und ein Dreispitz, der diese fixierte. Die Maske hatte die Funktion, dass sie geschlechtsneutral war und zudem die Stimmen veränderte. Jeder konnte also in die Kasinos gehen, Spielschulden konnte nicht nachgewiesen werden. es gab die Möglichkeit sich mit der oder dem Geliebten in der Öffentlichkeit zu zeigen und unerkannt zu bleiben. Die Verkleidung sorgte aber tatsächlich auch für Intrigen und viele ungeklärte Morde in Venedig.

Das Atelier von Stefano Nicolao liegt direkt an einem kleinen Kanal und ist größer, als das Schaufenster es im ersten Moment wirken lässt. Aber mit jeder Mittagspause, die Aurélie und ich haben, entdecken wir ein wenig mehr dieser Zauberwelt und versuchen die vielen Stoffe, Farben und Eindrücke so gut es geht im Gedächtnis und mit der Kamera festzuhalten.

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Ein Bruchteil der Stoffauswahl aus einem der Lager

Das Atelier ist eher lang als Breit und man glaubt gar nicht, wie tief es in die Häuser hinter dem Ladenfenster hineinreicht. Es ist reich mit eingerahmten Bildercollagen ausgestattet, die einem nur ansatzweise die Ahnung geben, für was dieses Atelier alles gearbeitet hat. Stefano Nicolao hat sich auf historische Kostüme spezialisiert und ist mit einer der besten weltweit die Originale sammeln um sehr gute Kopien davon herstellen, die auf Theaterbühnen, oder auch in Filmen zu sehen sind.

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Die obere Knopfleiste mit Stickerei stammt aus dem 18. Jahhundert. Die untere ist eine Kopie, die auf den alten Stickereien basiert.

Unter anderem hat er Kostüme für die Filme „Elizabeth“ (1998), der „Kaufmann von Venedig“ (2005) und die aktuelle Serie „Outlander“ (2015) hergestellt. Es ist verrückt und kaum zu glauben, wenn man dann die Mitarbeiter kennenlernt, da sie sich offensichtlich nicht viel daraus machen, da es einfach ihre Arbeit ist und sie schon die kommende Produktion in den Fingern haben.

Ich habe großes Glück, in dieser Werkstatt arbeiten zu können und zu sehen, welche Unterschiede es zu meiner deutschen Werkstatt gibt. Aber dazu mehr, wenn ich alles ein wenig sacken gelassen habe.

A presto                eure Clara

 

Venezia Venezia

Im Moment habe ich hier in Vicenza einen Weg, den ich sehr gerne in die Stadt, oder zurück nach Hause gehe. Es ist zwar ein kleiner Umweg, aber es lohnt sich für den kleinen Moment, die zehn Meter Weg sehr.

Es ist eine Straße relativ am Rand der Innenstadt, die auch nicht wirklich spektakulär ist, im Vergleich zur der Architektur im Rest der Stadt. Die Häuser sind schlicht und an manchen Stellen ein wenig heruntergekommen. Im Grunde genommen sieht man die Wohnungen auch gar nicht, da sie meistens hinter hohen Mauern versteckt sind. So wie auch der Grund, weswegen ich dort sehr gerne langgehe: plötzlich läuft man durch einen atemberaubenden Blumenduft. Es riecht wie in einem Blumenladen und noch viel viel besser, da alles an der frischen Luft ist.

Ich weiß leider nicht, was hinter dieser Mauer steckt, ob ein kleines Gewächshaus, oder einfach nur eine Blumenliebende Familie. Aber es lohnt sich wirklich sehr einmal im Frühjahr durch die Contrà Mure Pallamaio zu laufen und an der Ecke zur Viale Eretenio stehen zu bleiben und diesen wunderbaren Duft zu genießen.

Gestern habe ich endlich meinen Praktikumsbetrieb kennengelernt, in dem ich die kommenden drei Wochen arbeiten werde. Zusammen mit Federica, meiner Betreuerin hier in Vicenza, bin ich nach Venedig gefahren und habe mich dort vorgestellt.

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Es ist ein Traum von Laden, so wie ich es in der Stunde, die ich dort war, wahrgenommen habe. Das Atelier von Stefano Nicolao liegt nahe des Canale Grande und nur zehn Fußminuten vom Bahnhof Venezia S. Lucia entfernt und ist eine wahre Augenweide. Die Werkstatt produziert in 100% Handarbeit historische Kostüme für Theater- und Filmproduktionen. Die Schaufenster sind gefüllt mit atemberaubenden barocken Kostümen. Teilweise findet man auch Originale aus dem 17. Jahrhundert aus Frankreich in dem riesengroßen Fundus.
Das Vorstellungsgespräch verlief recht kurz. Ich sollte mich mit ein paar kurzen Italienischen Sätzen vorstellen:

Io mi chiamo Clara, ho venti anni e vengo dalla Germania. Io vivo a Kassel.
Attualmente sto facendo un aprendistato com sarta. La mia azienda è la sartoria del teatro di Kassel.

Der Rest des Gespräches verlief auf Italienisch und Federica übersetze das eine oder andere Mal, aber ich war selber überrascht, dass ich doch schon etwas verstehe, und wie gut man sich den Sinn erschließen kann, selbst wenn nur einige bekannt Worte fallen.

Aber mehr dazu in den kommenden Wochen 😉

Heute bin ich nochmal nach Venezia gefahren. Diesmal zusammen mit Lisa und Anchisa um eine kleine Sightseeingtour durch die Stadt zu machen. Und was soll ich sagen? Es ist schwer diese Stadt zu beschreiben, denn es ist einfach ein unbeschreiblich schönes Gefühl, wenn man durch die verwinkelten Straßen und Gassen Venezias läuft, die immer wieder von Brücken und unglaublichen Anblicken unterbrochen werden. Diese Stadt ist wirklich einfach ein Meisterwerk und auf jeden Fall nicht nur einen Ausflug wert.

Ohne Karte ist es besonders schön, denn man findet zu den wichtigsten Orten sowieso ohne einen Stadtplan. Und so zogen wir los, streiften heute durch zauberhafte kleine Läden. Je weiter man vom Zentrum der Stadt entfernt ist, desto weniger touristisch sind die Läden geprägt. So fanden wir einen Laden, in dem wir den Besitzer allein mit der Tatsache glücklich machen konnten, dass wir begeistert von seinem Laden waren und ihm zuhörten, wie er erzählte, dass sein Vater immer noch jede einzelne der Masken selber entwirft und macht.

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Die Maske wurde hangefertigt und besteht aus verschiedenen Stoffen, sowie Papier

Es ist ein recht kleiner Laden, der randvoll gefüllt mit klassischen Venezianischen Masken ist. In allen erdenklichen Formen, Farben und Größen. Verschiedenste Materialien werden als Aufbauten auf den Rohling verwendet. Stoffe, Leder (!), Papier, Borten, Blattgold… man findet vieles verschiedenes. Der Maskenrohling ist stets aus Pappmaschee, da es das Originalmaterial ist (und angenehmer für die Haut). Zudem hat jedes Original ein Siegel auf der Innenseite der Maske.

(Ein kleiner Tipp am Rande: die schönsten Masken sind die, die aus Pappmaschee sind. Auf ihnen leuchten die Farben viel mehr, sie sind nicht touristisch und immer in Handarbeit auf der Insel gefertigt! Natürlich kosten sie mehr, aber nicht viel. Es lohnt sich sehr bei dem Kauf ein wenig darauf zu achten). Der Herr, der uns von seinem Vater erzählte war der einzige verkäufer, der uns freundlich verabschiedet hat, als wir ohne etwas zu kaufen den Laden verließen. (Preislich lag es dann leider doch über unseren Möglichkeiten, aber dieses kleine Paradies konnten wir uns einfach nicht entgehen lassen!)

Venezia ist ein Überraschungsei, das muss man einfach so sagen. Wir sind später einfach auch den Schildern gefolgt, weil wir zur Piazza San Marco wollten. Und man folgt den Schildern und biegt rechts in eine kleine Gasse ein, dann links in eine noch kleinere, kämpft gegen entgegenkommende Touristenströme an, überquert ein Brückchen nach dem andern und zwischendurch verliert man irgendwo dazwischen die Orientierung. Bis dann plötzlich etwa sehr helles weißes zwischen den Häusern durchblitzt und man am Rand der Piazza steht. Und es ist ein wahrlich begeisternder Anblick. Für einen Moment kann man gar nicht glauben, dass man noch in Europa ist. An diesem Platz begreift man wie Weltoffen Venezia gewesen sein muss und man erkennt und welchem weltlichen Einfluss es, durch seinen Handel, gestanden hat. Auf diesem Platz findet man mehr orientalische Architektur als europäische und es haut einen einfach nur um.

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Am Rande der Piazza San Marco/das Gebäude an der Promenade

Um diese Atmosphäre wirklich so richtig ausgiebig genießen zu können, sollte man sich vorstellen, dass man ganz alleine auf dem Platz steht (was höchstens mal nachts der Fall sein könnte), tief einatmet und das Wasser riecht. Sich einfach mal jede kleine Verzierung anschaut, denn soetwas gibt es kein zweites mal!

Bevor man sich auf den Rückweg macht, sollte man sich aber noch ein Eis gönnen und da man ja schon mal an der Piazza San Marco ist, sollte man auf jeden Fall zu Todaro gehen. (zwei eiskugeln sind dort erstens vergleichsweise billig und zweitens ist das Eis dort sehr sehr lecker.) Es lohnt sich ebenfalls sehr an der Promenade entlang zu laufen. Richtung Westen (also zurück Richtung Bahnhof) für sie in den Ku’damm Venezias und gen Osten in das Viertel Castello, dass wir leider nicht mehr erkunden konnten.

Durch unser Kartenlosen losziehen, haben wir es tatsächlich geschafft einmal im Kreis um das Zentrum Venedigs herumzulaufen, und sogar die Rialtobrücke rechts liegen zu lassen. Aber wir haben uns jetzt schon dafür entschieden und zwei Wochen wieder zurückzukommen und dann das Zentrum in Angriff zu nehmen. Endstation: Rialtobrücke!

A Presto          Eure Clara