Apprenticeships around the World

Als Orthopädieschuhmacherin in Italien – Lisa Vaupel

Andere Länder, andere Sitten

Die ersten eineinhalb Wochen sind vorüber, die mir eine Vielzahl neue, vollkommen verschiedene Eindrücke beschert haben. Vieles ist anders aber ähnlich zu dem, was ich aus Deutschland kenne, doch gerade Kleinigkeiten zeigen deutlich, dass es sich um ein anderes Lamd handelt. Hier angefangen z.B. bei den Haustürschlössern über den Verkehr, den Abtropfvorrichtungen über den Spülen, bis hin zu einigem Werkzeug.

Vicenza als Stadt habe ich bis jetzt verregnet ( von wegen in Italien scheint immer die Sonne) und verspielt kennengelernt, mit engen Gassen und Häusern, die an Märchenwelten erinnern. Für jeden, der es nicht nur modern und schlicht mag, kann man die Innenstadt und den Caffe, den es in den unzähligen Bars, Caffes und Restaurantes gibt, nur empfehlen.

Die erste Arbeitswoche verlief kurz, da ein Kennenlern- und Eimgewöhnungstag auf dem Programm stand. Außerdem fand das erste Treffen mit dem italienischen Arbeitgeber statt…auf italienisch… mit so gut wie nicht vorhandenen Sprachkenntinissen… uuurgh. Vier fünf Sätze waren zum Glück aussreichend und alles weitere hat die begleitende Betreuerin übersetzt bzw. konnte ich in englischer Sprache selber erfragen.

Der Betrieb als solcher ist meinem heimatlichen Betrieb eher unähnlich. Ich arbeite in einer Kleinstadt in einem kleineren Familienbetrieb, der bis auf den Schaft (das Schuhoberteil) alles selbst macht. Es gibt einen Einlagenbau und viel Kundekontakt. Der italienische Betrieb ist sowohl von den Räumlichkeiten, als auch von der Mitarbeiteranzahl größer. Der größte Unterschied besteht für mich aber darin, dass es sich nicht um eine reinen orthopädieschuhtechnischen handelt, sondern um einen orthopädietechnischen. Im deutschen Betrieb sind wir also auf den Fuß spezialisiert, während der italienische zwei Abteilungen hat: den fußspezifischen mit Einlagen und Maßschuhen und den orthopädietechnischen mit Orthesen und Prothesen (unterstützende oder ersetzende Teile für bestimmte Körperbereiche).

In der ersten halben Arbeitswoche habe ich einen Überblick über diese verschiedenen Bereiche, Produkte und Herstellungsweise bekommen, die zweite Woche habe ich hauptsächlich den Bettungs- und Einlagenbau unterstützt. Für alle Nichtschuhmacher: Bei beiden handelt es sich um das Innenleben des Schuhs. Einlagen sind aber eher für Schuhe aus dem nächsten Schuhgeschäft, während Bettungen für den Maßschuh gebaut werden. Beide weisen orthopädische Einbauelemente auf, die den Fuß stützen oder korrigieren.

Das Material ist dabei, dem was ich zu hause verwende sehr ähnlich. Die Italiener arbeiten ebenfalls sehr viel mit Kork, Leder und thermisch verformbaren Materialen, die in unterschiedlichen Stärken und Weichegraden vorhanden sind. Je nach Bettungstyp habe ich dann die unterschiedlichen Schichten aufgebaut (mit Kleber bestreichen, trocknen lassen, erwärmen, auf dieForm (Leisten) kleben und im Vakuum erkalten lassen). Anschließend durfte ich mehr und mehr selber das Ganze in Form schleifen, wobei ich mich erst an die Maschinen gewöhnen musste.

Ach ja, und dann war dann noch das Wochenende. Dieses habe ich dazu genutzt um Venedig, der Stadt der Brücken und des Wassers einen Besuch abzustatten. Das Wetter war an diesem Tag ausnahmsweise nicht regnerisch, sondern sonnig mit leichtem Nebel über den Wasserstraßen. Ab von den Touristenrouten des Canal Grande war es nicht schwer sich zu verlaufen, denn Venedig ist ein Labyrinth aus engen Gassen und Gässchen. Doch so habe ich viele tolle Plätze, Häuser, Brücken… gesehen, die nicht in jedem Reiseführer verzeichnet sind. Die großen Sehenswürdigkeiten, wie der Markusplatz mit Turm und Dom oder die Rialtobrücke, habe ich ebenfalls einen Besuch abgestattet. Sie sind toll anzusehen  und die nähere Umgebung sehr belebt.

Kurzum: Venedig ist einen Ausflug wert.

A presto!

 

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